Rundsäulen.
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sind meistens sehr schlank, so dass das obere Stockwerk von
geringerer Höhe ist, als das unterhalb des Arcadensimses; nur
in St. Bavo in Harlem sind bei übrigens bedeutenden Raumver-
hältnissen die Säulen kurz, so dass das obere Stockwerk höher
ist, als das untere, was hierleineil sehr günstigen ernsten Ein-
druck macht. An der V ierung des Kreuzes treten überall an
Stelle der Rundsäulen stärkere, aus vier ilalbsäuleil gebildete
Pfeiler ein.
Ober-lichter und Triforien gleichen in den belgischen Kirchen
denen der französischen, flammendes Maasswerk kommt sogar
ziemlich frühe vor. In Holland ist das Maasswerk selten erhal-
ten und dann, obgleich in Haustein, ziemlich roh und dürftig,
und statt des Triforiums ist unter den Oberlichtern nur die Fen-
sternische verlängert, manchmal bloss mit heruntergeführten Feu-
sterpfosten wie ein vermauerter Theil des Fensters, häufig aber
mit einem Laufgange nebst niedriger Balustrade (in der grossen
Kirche zu Dortrecht, in S.Katharina in Utrecht, S.Bav0 in Harlem
u. a.) k). Die Gewölbe sind hier durchweg oder doch im Mittel-
schitfe meistens von Holz, zuweilen (S. Bavo in Harlem und
S. Pancratius in Leyden) in Gestalt eines reichen Sterngewölbes,
in Belgien dagegen fast durchgängig von Stein und einfache
Kreuzgewölbe. Die Neigung für das Breite und Geräumige
zeigt sich auch an der Anlage des Chores; der rechtwinkelige
Schluss kommt nur bei höchster Dürftigkeit oder localer Noth-
wendigkeit, der in Deutschland beliebte schlanke Polygonschluss
nur bei schlichten oder kleineren Kirchen vor, und dann selten
allein, sondern mit gleichem Abschluss der Seitenschitie, welcher
zuweilen (in St. Jacob in Utrecht) in derselben Flucht, meistens
aber früher erfolgt und immer mit senkrechter Stellung im). Bei
Harlem und in der neuen Kirche von Amsterdam, stehen die schwachen Ge-
wölbdienste nicht auf dem Kapitäl, sondern auf dem Arcadensimse. Vergl.
Organ a- a. o. Nro. 11.
"Ü Abbildungen im Organ a. a. O.
Wg) Meine Angabe Th. V, S. 482 u. 551, dass der Chor von St. Bavo
in Gent gleich dem von St. Victor in Xanten diagonale Seitenchöre habe,
beruhete auf einem Irrthume, zu welchem mich der von Wiebeking Tafel 8G
mitgetheilte unrichtige Grundriss verleitet hatte; siehe den richtigeren im Organ