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Die
Niederlande.
niederländischen Territorien bei ihren inneren Kämpfen keinen
Schlitz gewährte. Die Fürsten suchten daher Familienverbin-
(lungen mit dem französischen Königshause, fochten in den fran-
zösischen Heeren und wurden ganz in den Kreis französischer
Politik gezogen. Diese Richtung ergriff die östlichen Niederlande
eben so wohl wie die westlichen, da schon 1299 Holland durch
das Aussterben des einheimischen Dynastengeschlechts an die
Grafen von Hennegau, romanischen Stammes und entschiedene
Anhänger des französischen Hauses, gefallen War, und auch die
bayerische Dynastie, welche nach ihrem Aussterben (1345)
folgte, beide Länder vereinigte und bald in eben so enge Verbin-
dung mit dem französischen Hause trat, dessen Einfluss nun
nach kurzer Zeit zu wirklicher Herrschaft wurde. Im Jahre 1361
beim Aussterben der Herzöge von Burgund verlieh nämlich der
König von Frankreich dies ihm erfallene liehen einem seiner
Söhne, Philipp dem Kühnen, welcher sich dann sofort mit der
Tochter des letzten Grafen von Flandern, Ludwig vonMale, ver-
mählte und nach dessen Tode (1384) auch seine Länder erwarb,
zu denen ausser Flandern noch Antwerpen und Mecheln gehör-
ten. Schon 1383 war auch das Aussterben der Grafen von Bra-
bant und Limburg eingetreten, welches bei der V ersclnvägerung
dieser Häuser der Gemahlin und daher den Söhnen Philipps des
Kühnen die Anwartschaft auf diese Provinzen gab, der dann
auch bald (1407) der "Besitz und etwas später (1428) der Rück-
'fall an Burgund selbst folgte. Zwischen diesem burgundischen
Geschlechte und jenen bayerischen Grafen von Holland und
Hennegan wurden 1385 Doppelehen geschlossen, welche bei den
Zwistigkeiten in dieser unglücklichen Familie erst zu dem ent-
schiedensten Einflusse und endlich (1433) zum gänzlichen Anfall
an die Herzöge von Burgund führten. Da sie demnächst auch die
anderen kleineren niederländischen Territorien durch Kauf oder
Vergleich erwarben, hatten sie hier noch vor der Mitte des Hinf-
zehnten Jahrhimderts ein mächtiges Reich gebildet, während sie
sich doch noch immer zunächst als französische Prinzen betrach-
teten, sich häufig in Paris aufhielteil und an den Unruhen ihres
Mutterlandes den thätigsten Antheil nahmen.
Freilich ging diese Iliilneigung, welche dem burgundischen