Kircheubauten
der
südlichen
Provinzen.
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das seinen Schlussstein über der Kapellen-Oetfnung hat, beide
überspannt. Es ist fast genau dieselbe Abbreviatur der reichen
französischen Anordnung, Welche wir später in einigen Kirchen
der Niederlande und an der Ostsee kennen lernen werden, die
aber, im nördlichen Frankreich ganz unbekannt, auch im Süden,
soviel wir wissen, nur hier angewendet istk).
Noch eigenthümlicher ist der Chorschluss der Kirche du
Thor zu Toulouse, vom Ende des fünfzehnten Jahrhunderts.
Das mittlere der drei, fast gleich breiten Schiffe schliesst näm-
lich mit gerader Wand, die beiden Seitenschitfe aber treten mit
polygonen Apsiden (larüber hinaus und scheinen also N ebenka-
peilen des viereckigen Chorraumes, gewissermassen eine Abbre-
viatur des Kapellenkranzcs zu bilden im).
Ein anschauliches Bild der verschiedenartigen Einflüsse,
denen diese Gegend unterworfen war, und der Formenmisehung,
die dadurch entstand, ist die Kirche der Jakobiner (Domini-
kaner) zu 'l'oulouse. Die ungewöhnliche Einrichtung des Lang-
hauses, das aus zwei, durch eine Säulenreihe getheilten Schiffen
besteht, ist zwar nicht südlichen Ursprungs, sondern aus der
Kirche desselben Ordens zu Paris entlehnt, WO das eine Schiff
als Chor der Mönche, das andere als haienkirche für die Predigt
dient. Nun aber ist hier dem getheilten Langhanse ein weiter,
von brillantem Sterngesßvölbe bedeckter und von einem reichen
Kapellenkranze umgebener Chor etwa am Ende des vierzehnten
Jahrhunderts angebaut äßhk). Der Kreuzgang, schon in den
ersten Jahren desselben Jahrhunderts entstanden, prangt in ganz
südlicher Weise mit 180 Marmorsäulen und mit reichen Sculp-
turen der Kapitäle Der 'l'hurm endlich zeigt einen der origi-
a") Nachricht und Grundriss von Uzeste giebt der Engländer J. H. Parker
in der brittischen Archäologie, V0]. XXXVI, S. 4, und nach ihm Kugler,
Gesch. d. Bank. III, 127. Vgl. den Grundriss von Tournay unten S- 141.
iß) Violleb-le-Due, welcher a. a. O. I, 9, den Grundriss dieses Chorschlusses
"linkem, bemerkt, dass ihm mehrere solcher "gepaarten Apsiden" (absides ju-
nW-lles) bekannt seien, von denen er jedoch nur die von Varen (Tarn-et-Ga-
renne] aus dem zwölften Jahrhundert nennt. Ueber die Stelle des Hauptaltars
und überhaupt über den liturgischen Gebrauch äussert er sich nicht.
3x?) Viollet-Ie-Due I, 299,
i") Guilheriny" in den Annales archeologiques, VI, pag. 324 ff.
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