Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Die Spätzeit des Mittelalters bis zur Blüthe der Eyck'schen Schule (Bd. 6 = [2], Bd. 4)

Fortdauernde 
Baulust. 
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Bau der Kathedrale von Paris vorgestanden hatte, gestattete man im 
Chorumgange eine Statue. Baimontl du 'l'emple erhielt von seinem 
llerrn, König Carl V  einen militärischen Rang, wie wir sagen 
würden, eine Offrciersstelle in seiner Leibgarde und wurde von 
ihm schriftlich als sein Vielgeliebter angeredetät); selbst Meister 
zweiten Ranges Wurden zur bischöflichen 'l'afel gezogen M). Dazu 
kam, dass der Ruf der üanzösischen Architekten im Auslande so 
gestiegen War, dass man sie nach allen WVeltgegenrlen in die ent-- 
ferntesten Länder rief äiiltilt"). 
s) Er nennt ihn urkundlich seinen 
Bibl. de Päcole des chartes, Serie 2, 
III, 135. 
„bien aimä sergent Warmes et maqona. 
Tome II, p. 55, bei Viollet-le-Duc. 
M) Einen sehr interessanten Hergang ergiebt eine Rechnung der Baukasse 
der Kathedrale von Troyes aus dem Jahre 1401, welche de Laborde (Ducs de 
Bourgogne, Il, 3, p. 476] im Brittischen Museum in London entdeckt hat. 
Wegen eines architektonischen Bedenkens wird eine Deputation nach Paris zu 
dem Hotbaumeister (maistre des oeuvres du roy) Remon du Temple geschickt. 
Dieser, der wohl schon sehr bejahrt sein musste, lehnt den Auftrag ab und 
schlägt an seiner Stelle einen gewissen maistre Jehan Audelet und dessen 
Neffen vor. Beide werden ersucht, gehen mit den Abgesandten nach Troyes, 
Wobei sie einen Gesellen und drei Pferde mitnehmen, und halten nun sofort 
unter Zuziehung der fünf Maurer- und Zimmermeister der Kirche die Unter- 
suchung an Ort und Stelle ab, worauf sie im Gasthofe zum Schwan, wo sie 
abgestiegen sind, ihr Gutachten abgeben. Sämmtliche Arbeiter erhalten nun 
auf Kosten der Kirchenkasse in diesem Gasthofe ein Mittagsrnahl, mit Aus- 
schluss jedoch der beiden Pariser Meister, für welche, wie in der Rechnung 
ausdrücklich bemerkt ist, nichts gerechnet werde, weil sie bei dem Herrn Bi- 
schof gespeist hätten.  
da") 1270 schloss Meister Etienne von Bonnueil vor dem Prevost zu Paris 
den Kontrakt, durch welchen er sich zum Bau der Kathedrale von Upsala ver- 
dingte; die schwedischen Studenten in Paris legten zusammen, um ihm das 
Reisegeld für ihn und vierzig Gehülfen vorzuschiessen. 1333 beruft Bischof 
Johann von Prag den Meister Wilhelm aus Avignon zum Bau der Elbbrücke 
in Raudnitz (Fiorillo I, 121). 1343 kommt Mathias von Arras auf den Ruf 
Königs Johann nach Prag, und noch 1416 benutzt Kaiser Sigismund (vergl. 
Aschbach Geschichte desselben II, 400) seine Anwesenheit in Paris, um fran- 
15956119 Architekten für seinen Palast in Ofen anzuwerben. Für den archi- 
tektonischen Ruf Frankreichs mag es auch zeugen, dass ein Zeitgenosse Kaiser 
Carl's IV. von demselben erzählt, dass er sein Schloss „ad instar domus regis 
Ffanßiaeu geballt habe (Franciscus Pragensis, lib. III, c. 1, bei Pelzel et Do- 
browski Script. rer. Bohem. II).
	        
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