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Das
nördüche
Frankreich.
terte, aufgab, und eine entschiedene Yforliebe für die
Rundsäule zeigte, welche bisher zwar namentlich in den
burgundisehen Kirchen häufig, aber nur an der Chorrun-
dung, und selten im Langhause angewendet war. Man
zog sie ohne Zweifel vor, weil sie die nöthige 'l'ragkraft
mit grösserer Raumersparniss verbindet und breitere Durch-
gänge und stärkeres Eindringen des Lichtes aus den Sei-
tenschiffeil gewährte. In einigen Fällen brauchte man sie
nur zu den mittleren, minder belasteten Stützen, so dass
sie mit den stärkeren, gewölbtragenden Pfeilern wechselte,
häufiger aber, sei es der Gleichförmigkeit wegen oder aus
anderen Gründen, wandte man sie (lurchgängig an. Man
musste nun aber diese Säulen, um ihnen hinlängliche 'l'rag-
kraft zu geben, sehr stark bilden und konnte die Gewölb-
dienste nur von ihren Kapitäleil ziemlich ilnmotivirt auf-
steigen lassen. Diese Dienste, deren schlanke Höhe die
gedrungeneil Verhältnisse der (larunter stehenden Säule um
so auffallender machte, sicherten aber noch nicht gegen
den Druck der mächtigen Gewölbe auf die Seitenmauern.
Daher behielt man denn zunächst die Gallerien über den
Seitenschißen bei, welche als ilatiirliche Streben schon
weiter hinaufreichten und zugleich den Vortheil gewährten,
die Mauer über den unteren Arcadeu zu erleichtern. In
den südlichen Bauten, wo man auf Oberliehtei- verzichtete,
und die Bedachung bloss durch flache, unmittelbar auf dem
Gewölbe aulliegende Steinplatten bewirkte, stiessen die
halben 'l'onnengewvölbe gerade an den Ausgangspunkt des
lllittelgewölbes und gewährten (lemselben mithin Wirklich
eine ausreichende Stütze. Im Norden konnte man diese
flache Bedarhung nicht brauchen, da das (labei schwer zu
verhütende Eindringen der Feuchtigkeit die Gewölbe ge-
fährdete; man musste vielmehr durch Anlegung eines Dach-
stuhls einen freien und trockenen Raum über (lenselben