Schlosser
und
Schmiede.
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lendsten Beweis für die Verbreitung des Geschmackes und
Stylgefiihles in dieser Zeit geben. Besonders äussert sich
dies an den 'l'hürbeschlägen. Die früheren Jahrhun-
derte hatten nach der stolzen Pracht eherner Thiiren ge-
strebt, der gothische Styl begnügte sich auch hier wie in
anderen Beziehungen mit minder kostbarem Stoffe, wusste
ihm aber durch die D'or-m einen Werth zu geben. Er
setzte die Flügel seiner weitgeöffneten Thore auch an den
reichsten Domen aus schlichten, senkrecht gestellten Eichen-
bohlen zusammen, verband diese aber durch eiserne Bänder,
welche auf beiden Flügeln symmetrisch in Ranken und
Blattwerk auslaufen, von regelmässig gestalteten Nägeln
befestigt sind und durch die Zeichnung und die stylge-
müsse, sorgfältige Ausführung eine wahre Zierde des
Aeusseren bilden. Oft sind dabei. die "feineren Umrisse
des Blattwerkes eingegraben, die weichen Theile heraus-
getrieben und gebaucht. In gleicher Weise Wurden dann
die Schlösser mit breiten Platten, die Schlüssel mit kunst-
reichen ltanlaengevsiinden oder sogar mit Figuren ge-
schmückt Pk). Die meisten künstlerischen Schmiedearbeiten,
welche wir noch besitzen, finden sich im Inneren der Kir-
chen an Gittern, Leuchtern oder beweglichen Armen zum
Aufhängen von Gefässen, und gehören dem späteren Mit-
telalter an, indessen sind auch einzelne Thürbeschläge er-
halten. So in Deutschland die der Kirche zu Boppart im)
aus der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts. Die
Bänder endigen hier mit einfachen Ranken ohne weiteres
Blattwerk, bilden aber dafür in jeder der Thürfüllungen
eine in sich abgeschlossene Figur. Bei weitem die schönste
(in
der
8] Vgl. den mit drei männlichen Gestalten verzierten Schlüssel
der Elisabethkirche zu Marburg aufbewahrt, aber wohl älter als
Bau) bei Becker und v. Hefner a. a. O. Taf. 64.
a?) Gladbar-h. Fortsetzung von hlnllerk Derlkmälern, Taf. Q1: