Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

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Reliquienschreine. 
des Heiligen das Kostbarste zu häufen bestrebt war. Na- 
mentlich sind auf den älteren Schreinen die sitzenden Fi- 
guren meist schwerfällig, die Köpfe ausdruckslos. All- 
mählig besserte sich zwar die 'l'echnik, an dem Schreine 
zu Tournay von 1247 finden wir schon Gestalten von 
grosser Schönheit und freier Bewegung, und auch an denen 
von Aachen und Evreux zeigt sich in der schlanken" Hal- 
tung und volleren Gewandung der einzelnen Figuren und 
in der Anordnung der historischen Reliefs der günstige 
Einfluss des neuen Styles; obgleich auch hier die Arbeit 
der Goldschmiede hinter der Steinsculptur zurückblieb und 
älteren Traditionen folgte. Selbst an dem Schreine zu 
Evreux entsprechen die steife Haltung der langen Gestalten, 
die dünnen vorgebogenen Hälse, die heftigen Bewegungen, 
die noch immer gehäuften Falten mehr den Miniaturen vom 
Anfange des Jahrhunderts, als der gleichzeitigen architek- 
tonischen Sculptur. Günstiger war der Einfluss des go- 
thischen Styles auf die Ornamentik, obgleich sie in ge- 
wissen Beziehungen romanische Elemente festhielt, nament- 
lich kommt nun eine überaus zierliche Filigranarbeit auf, 
Welche bald die Innenseiten der Bögen, bald die Kanten der 
Giebel und des Daches schmückt, und offenbar auf einer 
Verbindung der Principien gothischen Maasswerkes mit 
dem volleren Schwunge der romanischen Arabeske beruhet. 
Von höchster Schönheit ist diese F'iligranarbeit an dem 
Schreine von Aachen, und zwar gerade weil sie jenes 
romanische Stylgefühl lebendiger bewahrt hat, während sie 
an dem von Evreux, WO sie sich mehr an die Behandlung 
des Blattwerkes in der gothischen Architektur anschliesst, 
steifer ausfällt. 
Neben 
dem 
feineren 
Handwerk 
der 
Goldschmiede muss 
ich zum Beschlusse auch noch der Schlosser und Schmiede 
gedenken, da gerade diese gröberen Arbeiten den auffal-
	        
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