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Das
nördliche
Frankreich.
Wollte also geräumige und heller beleuchtete Kirchen, be-
sonders auch mit einer für den zahlreichen Klerus der
Domstifter hinreichenden Choranlage; man Wollte sie aber
auch vollständig überwölben, um sie gegen schnellen Ver-
fall und gegen die bei der dichten Llmgränzung städtischer
Wohnhäuser zu befürchtende Feuersgefahr zu sichern.
Dies Alles hatte aber mannigfache Schwierigkeiten. Man
hatte zwar an den südlichen Kirchen Beispiele vollständiger
Ueberwölbung, aber man musste, um den Erfordernissen
des nordischen Klimas zu genügen, vielfach von dem Sy-
steme derselben abweichen. Die Bedeckung mit Tonnen-
gewölben war nicht anwendbar, weil der dunklere Winter
Oberlichter nöthig machte, die damit ilicht wohl zu ver-
binden waren, das Kuppelgewölbe von Perigixeux nicht,
weil man Seitenschiffe haben wollte, welche dieses aus-
schloss. Die transversalen Tonnengewölbe, Welche man,
wie wir gesehen haben, an verschiedenen Orten versucht
hatte gaben ein unbefriedigendes Resultat und hatten
daher nirgends weiteren Anklang gefunden. Die einzige
geeignete Wölbungsart war das Kreuzgewölbe, mit dem
man schon in Caen und in St. Denis auch das Mittelschiff
bedeckt hatte; allein man wusste es bis jetzt nur auf qua-
draten Räumen auszuführen, und dies erregte bei der
grossen Breite des Mittelschiifes und der grossen Höhe
und Schwere solcher Gewölbe Bedenken. Man brachte
zwar, wie es auch früher bei den Tonnengewölben ge-
schehen war, transversale Gurtbögeil zwischen den einzel-
nen Kreuzgewölben an, aber dann blieben doch immer noch
die sehr grossen Gewölbdreiecke ungesichert. Allmälig
k] Den bereits in Band IV, Abt-h. 2, S. 289 angeführten Bei-
spielen transversaler Wölbung sind noch die Kirchen von Chatillon an
der Seine und der Cistercienserabtei Fontenay bei Montbard hinzuzu-
fügen, beide im Dep. Cöte d'or, also nicht sehr entfernt von Tournus.
Violet-le-Duc a. a. O. S. 179.