Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

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Metallarbeit. 
mit Aarons blühender Gerte dargestellt, dann, in Beziehung 
auf das rothe Meer, der Kindermord zu Bethlehem, darauf 
weiter Magdalena im Hause des Pharisäers, die Füsse des 
Herrn mit ihren Haaren trocknend, endlich Viertens, neben 
den anderen Werken der Barmherzigkeit, das Tränken des 
Durstigen. Man sieht, der Gedanke des Wassers bildet 
das Grundthema einer kunstgerecht durchgeführten Sym- 
bolik; in den Paradicsesströmen erscheint es vorbildlich, in 
den Ereignissen der alttestamentarischen und evangelischen 
Geschichte historisch mit allegorischer N ebenbedeutung, am 
Deckel tropologisch, mit moralischer Anwendung, als Blut- 
taufe in der Trübsal, als 'l'hränentaufe in der Reue, durch 
das „Wasser, das zu Berge geht" von dem unsere Dichter 
des Mittelalters so oft sprechen, endlich im guten VVerke 
der Wasserspendung als christliche zur Seligkeit führende 
Tugend. Daneben ist die andere Eigenschaft der Para- 
dieseslliisse, die Vierzahl nicht vergessen, welche in den 
Kardinaltugenden, an den grossen Propheten und endlich 
an den Evangelisten wiederkehrt, und somit die Grundlage 
der Heiligung ist. Statt dieser künstlichen Anspielung auf 
natürliche und geheimnissvolle Dinge hat das 'l'aill'becken 
in Lüttich nur die alttestamentarische Reminiscenz an das 
eherne 
Meer 
und 
führt 
ausserdem 
den Gedanken der Busse 
und 
sehr 
Bekehrung, als 
einfach durch. 
der 
Erfordernisse 
des 
Sacramentes, 
Der Guss des bedeutenden, sechs Fuss hohen Monu- 
mentes ist vortrefflich ausgeführt, die Zeichnung der Fi- 
guren ist sehr streng und typisch, doch ausdrucksvoll, 
mehr an die Auffassung der llliniaturen als an architekto- 
nische Plastik erinnernd. Die Architektur, aus gewundenen 
oder verzierten Säulenstämmen und breiten Kleeblattbögen 
bestehend, gehört noch ganz romanischer Weise an. 
Einen völlig verschiedenen Charakter hat; das 'l'auf'-
	        
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