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Metallarbeit.
mit Aarons blühender Gerte dargestellt, dann, in Beziehung
auf das rothe Meer, der Kindermord zu Bethlehem, darauf
weiter Magdalena im Hause des Pharisäers, die Füsse des
Herrn mit ihren Haaren trocknend, endlich Viertens, neben
den anderen Werken der Barmherzigkeit, das Tränken des
Durstigen. Man sieht, der Gedanke des Wassers bildet
das Grundthema einer kunstgerecht durchgeführten Sym-
bolik; in den Paradicsesströmen erscheint es vorbildlich, in
den Ereignissen der alttestamentarischen und evangelischen
Geschichte historisch mit allegorischer N ebenbedeutung, am
Deckel tropologisch, mit moralischer Anwendung, als Blut-
taufe in der Trübsal, als 'l'hränentaufe in der Reue, durch
das „Wasser, das zu Berge geht" von dem unsere Dichter
des Mittelalters so oft sprechen, endlich im guten VVerke
der Wasserspendung als christliche zur Seligkeit führende
Tugend. Daneben ist die andere Eigenschaft der Para-
dieseslliisse, die Vierzahl nicht vergessen, welche in den
Kardinaltugenden, an den grossen Propheten und endlich
an den Evangelisten wiederkehrt, und somit die Grundlage
der Heiligung ist. Statt dieser künstlichen Anspielung auf
natürliche und geheimnissvolle Dinge hat das 'l'aill'becken
in Lüttich nur die alttestamentarische Reminiscenz an das
eherne
Meer
und
führt
ausserdem
den Gedanken der Busse
und
sehr
Bekehrung, als
einfach durch.
der
Erfordernisse
des
Sacramentes,
Der Guss des bedeutenden, sechs Fuss hohen Monu-
mentes ist vortrefflich ausgeführt, die Zeichnung der Fi-
guren ist sehr streng und typisch, doch ausdrucksvoll,
mehr an die Auffassung der llliniaturen als an architekto-
nische Plastik erinnernd. Die Architektur, aus gewundenen
oder verzierten Säulenstämmen und breiten Kleeblattbögen
bestehend, gehört noch ganz romanischer Weise an.
Einen völlig verschiedenen Charakter hat; das 'l'auf'-