Taufbecken
ZU
Hildesheim.
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Kessels enthalten ausser den Figuren der Apostel Petrus
und Paulus nur die Taufe Christi in den drei, je eine Ab-
theilung einnehmenden Gestalten Christi, des Täufers lmd
eines dienenden Engels. Die Bewegung des Letzten ist
kühn und nicht ungeschickt, und verräth jenes Streben
nach dramatischem Ausdrucke, das sich in dieser Zeit in
Deutschland häutig zeigt. Die Inschrift giebt zwar kein
Datum, Wohl aber die Namen des Künstlers Gerhard und
des Stifters Wilbernus.
Um so reicher in symbolischer Beziehung und von be-
deutend höherem künstlerischem Werthe ist das dem An-
fange des dreizehnten Jahrhunderts zuzuschreibende Tauf-
becken im Dome zu Hildesheim f). Der Wiederum cy-
lindrische Kessel ruhet auf vier knieenden menschlichen
Gestalten, welche Urnen ausgiessen, bekanntlich die vier
Paradiesesfliisse. Ueber den Köpfen derselben sieht man
an dem Becken selbst in Verbindung mit der Architektur,
welche dasselbe in vier Felder theilt, die über einander
angebrachten Medaillons der vier Tugenden, der vier gros-
sen Propheten und der vier Evangelisten. Von den da-
zwischen gelegenen Feldern zeigt das eine den Donatar,
einen Domherrn, der zufällig wie der des Beckens von
Osnabrück Wilbernus heisst, vor der Jungfrau kniend, die
drei anderen geben die Darstellungen des Durchganges der
Juden durch das rothe Meer, des späteren unter Josua
durch den Jordan, und endlich der Taufe Christi. Auf
dem Deckel ist (ohne Zweifel in innerer Verbindung mit
dem Bilde der Jungfrau auf dem Votivbilde) der Hergang
f) Vgl. eine Beschreibung und die bedeutungsvollen Verse der
Aufschriften bei Kratz, der Dom zu Hildesheim, Th. II, S. 195, und
eine jedoch sehr unbefriedigende Abbildung auf Taf. 12. Der Verfasser
setzt die Entstehung in die zweite Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts,
doch ohne überzeugende Gründe, da der Styl der Arbeit auf frühere
Zeit schliessen lässt.