Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

Weihrauchgefässe. 
795 
stehen meistens in ziemlich einfachen Gewinden, Rauten 
und ähnlichen Mustern, sind aber alle verschieden, und 
geben, golden auf einem mit braunem Firniss bedeckten 
Boden, dem Ganzen ein sehr reiches Ansehen. 
Bei Weihrauchgefässen wurde das Bild des neuen 
Jerusalems weder so ausschliesslich noch so _anhaltend wie 
bei Kronleuchtern angewendet. Dies beweist schon der 
Text des Theophilus, welcher zwei solche Gefässe be- 
schreibt, das eine, dessen ich bereits erwähnte, mit sehr 
ausgeführter Symbolik, das Lamm auf der Spitze des 
Ganzen, bewaffnete Engel und die Apostel auf dem 
oberen, die Propheten und in Medaillons die Tugenden 
auf dem unteren Theile, das andere dagegen bloss mit den 
Gestalten der vier Paradiesesströme und der vier Evange- 
listen verziert, und mithin nur auf die Ausbreitung der 
Heilslehre, als Parallele des aufsteigenden Weihrauchdam- 
pfes, hindeutend. Ueberhaupt folgte man bei diesen Ge- 
fässen jetzt mehr anderen Gedanken, wie ein bereits früher 
angeführtes Beispiel zeigt, wo durch Hinweisung auf die 
drei Männer im feurigen Ofen der Weihrauch als Symbol 
des Gebetes behandelt war. Eine Nachweisung jener Frü- 
hern Symbolik war es indessen, dass man auch jetzt und bis 
in das späteste Mittelalter hinein den oberen Theil solcher 
Gefässe mit 'l'hürmei1 zu schmücken pflegte  Auch 
scheint die reiche Symbolik an einem Rauchgefässe vom 
Anfange des dreizehnten Jahrhunderts, das in der Dorf- 
kirche zu Buchholz bei Manderscheid in der Diözese Trier 
 Mit diesem Gebrauche hängt es zusammen, dass in vielen 
Urkunden des Mittelalters das Wort: thuribulum, dessen griechischer 
Ursprung den Schreibern unbekannt sein mochte, in turribulum, 
Thurmgefäss, verwandelt ist. Vgl. Ducange, Gloss. s. h. v. Ein 
Rauchfass des dreizehnten Jahrhunderts aus dem Dome zu Mainz, das 
ohne Figuren, aber mit einem Thürmchen bekrönt ist, bei Becker und 
V. Hefner a. a. O. Taf. 58.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.