Weihrauchgefässe.
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stehen meistens in ziemlich einfachen Gewinden, Rauten
und ähnlichen Mustern, sind aber alle verschieden, und
geben, golden auf einem mit braunem Firniss bedeckten
Boden, dem Ganzen ein sehr reiches Ansehen.
Bei Weihrauchgefässen wurde das Bild des neuen
Jerusalems weder so ausschliesslich noch so _anhaltend wie
bei Kronleuchtern angewendet. Dies beweist schon der
Text des Theophilus, welcher zwei solche Gefässe be-
schreibt, das eine, dessen ich bereits erwähnte, mit sehr
ausgeführter Symbolik, das Lamm auf der Spitze des
Ganzen, bewaffnete Engel und die Apostel auf dem
oberen, die Propheten und in Medaillons die Tugenden
auf dem unteren Theile, das andere dagegen bloss mit den
Gestalten der vier Paradiesesströme und der vier Evange-
listen verziert, und mithin nur auf die Ausbreitung der
Heilslehre, als Parallele des aufsteigenden Weihrauchdam-
pfes, hindeutend. Ueberhaupt folgte man bei diesen Ge-
fässen jetzt mehr anderen Gedanken, wie ein bereits früher
angeführtes Beispiel zeigt, wo durch Hinweisung auf die
drei Männer im feurigen Ofen der Weihrauch als Symbol
des Gebetes behandelt war. Eine Nachweisung jener Frü-
hern Symbolik war es indessen, dass man auch jetzt und bis
in das späteste Mittelalter hinein den oberen Theil solcher
Gefässe mit 'l'hürmei1 zu schmücken pflegte Auch
scheint die reiche Symbolik an einem Rauchgefässe vom
Anfange des dreizehnten Jahrhunderts, das in der Dorf-
kirche zu Buchholz bei Manderscheid in der Diözese Trier
Mit diesem Gebrauche hängt es zusammen, dass in vielen
Urkunden des Mittelalters das Wort: thuribulum, dessen griechischer
Ursprung den Schreibern unbekannt sein mochte, in turribulum,
Thurmgefäss, verwandelt ist. Vgl. Ducange, Gloss. s. h. v. Ein
Rauchfass des dreizehnten Jahrhunderts aus dem Dome zu Mainz, das
ohne Figuren, aber mit einem Thürmchen bekrönt ist, bei Becker und
V. Hefner a. a. O. Taf. 58.