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Metallarbeit.
schliessen, dass dabei zwei verschiedene Meister thätig
waren. Bei den Scenen aus der Lebensgeschichte des Er-
lösers ist die Aulfassung naiv und dramatisch; bei der
Kreuzigung sind Sol und Luna, Maria und Johannes in
gewohnter Weise, neben diesen aber ziemlich natürlich
behandelte Bäume dargestellt; bei der Geburt wendet sich
das Kind nach der Mutter,_ spricht Joseph mit aufgeho-
bener Hand, und scheinen selbst Ochs und Esel mit einigem
Gefühl von der Bedeutung des Momentes auf das Kind zu
blicken. Der Erdboden ist stets durch halbkreisförmige
Schollen, jede mit einer Blume, angedeutet. Die Köpfe
sind mehr viereckig als oval, die Füsse sehr gross. Da-
gegen ist die Haltung und die Körperbildnng an den En-
geln der Seligsprechung grossartiger und mehr im typi-
schen Style, mit reinerem Oval des Gesichtes, wohlgere-
gelten, symmetrischen Locken, kleinen und eleganten Füssen
und besonders mit sehr edlen Gewandmotiven, welche die
Formen des Körpers wohl erkennen lassen; die Neben-
iiguren erinnern sogar an die Zeichnung in byzantinisirenden
Miniaturen. Wir sehen also nicht bloss zwei Meister von
verschiedener Begabung, sondern zwei verschiedene Rich-
tungen nebeneinander. Der Meister der evangelischen Ge-
schichten ist von dem Naturalismus berührt, der sich be-
sonders in der Miniaturmalerei geltend machte; der andere
thcilt dagegen die Tendenz des strengeren Stylcs, der sich
damals in der Plastik ausbildete. Ihr Zusammentreffen
zeigt recht deutlich den Einfluss, den beide Künste, Ma-
lerei und Sculptur, auf die VVerkstätten der Metallarbeiter
hatten. Die Architektur ist übrigens durchweg rundbogig,
und auch die Verzierungen an der Einrahmung und an der!
Balken der Bodenstücke, sowie an den Bandstreifen, welche
nebst der Inschrift um den Reifen des Leuchters herum-
laufen, haben noch durchweg romanischen Styl. Sie be-