Der
Leuchter
VOll
Aachen.
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die zwölf Apostel, in die der vier viereckigen Thürme aber
etwa Engel mit Schwert und Lanze als Wächter der hei-
ligen Stadt gestellt waren F). Zur Unterstützung dieser
V ermuthung kann ich mich auf die Anleitung zur Anfer-
tigung eines Weihrauchgefässes nach dem Bilde der hei-
ligen Stadt beziehen, welche Theophilus in seinem oft
erwähnten Buche (Lib. III, c. 60) giebt. Er lehrt nämlich
an dem kreisrunden oberen Theile des Gefässes zunächst
vier Thürme, und zwischen denselben je drei Pforten an-
zubringen, aus Welchen die Apostel hervorschreiten. Die
Eckthürmchen enthalten dann zwar bei ihm keine Figuren,
weil in ihnen die Ketten des Gefässes durchlaufen, aber
er hat doch jene bewaffneten Engel in einem oberen Stock-
werke angebracht. Seine Anordnung ist also, so viel es
die verschiedene Bestimmung des Geräthes gestattet, der
des Aachener Leuchters ganz ähnlich. Allerdings kann
man bei diesem letzten fragen, warum der Urheber des
Planes jene als Vierblatt gestalteten 'l'hürme nicht lieber
den runden Thürmen ganz gleich gebildet habe, um so die
zwölf Thore -von den vier Eckthürmerl schärfer zu unter-
scheiden. Allein dazu hatte er offenbar mehrere Gründe.
Zunächst formelle, aus der achteckigen Gestalt entnommene,
dann aber auch innere. Das neue Jerusalem ist der Sitz
der Seligen, für die Seligkeit sind aber acht Verheissungen
gegeben; die Zusammenstellung von je acht Thürmen gab
ihm also die Gelegenheit, auch diese mystische Beziehung
auszusprechen.
Die Bodenstücke der sechszehn 'l'hürme sind nämlich
auf ihrer Ilnteren, der Gemeinde zugewendeten Seite mit
m] Martin a. a. O. giebt eine etwas andere Erklärung, indem er
hauptsächlich auf die mehrfachen und sich durchschneidenden Quadrate,
welche durch die verschiedene Form der Thürme angedeutet sind, Ge-
wicht legt. Die von mir gegebene Deutung scheint aber einfacher und
natürlicher.