Der
Leuchter
VOll
Aachen.
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in Komburg, zwei im Dome zu Hildesheim, alle schon
aus der vorigen Epoche, und endlich den zu Aachen. Die
Anordnung der älteren Kronen in Komburg und Hildesheim
ist sehr einfach; sie bestehen aus einem kreisförmigen
Reifen, der mit zwölf Thürmchen (den zwölf Thoren der
Apokalypse XXI, v. 12) besetzt ist, in denen kleine
Statuen von Propheten, Aposteln und Engeln Platz fanden.
Künstlicher war schon die Anordnung des Kronleuchters
von Rheims; hier bildeten nämlich die zwölf Bögen zwi-
schen den Thürmchen nicht einen einfachen Kreis, sondern
den Umriss einer zwölfblätterigcn Rose, indem sie zwölf
über die Peripherie jenes grösseren Kreises hinausgreifen-
den kleineren Kreisen angehörten, welche so angeordnet
Waren, dass bei vollständiger Ausführung je zwei Kreise
in der Mitte des zwischen ihnen gelegenen dritten einander
tangirten. Dass man die Rose im Mittelalter als ein Symbol
des himmlischen Jerusalems betrachtete, ergiebt schon die
Rede Innocenz III. bei der Weihe der goldenen Rose am
Sonntage Laetare, wie denn auch Dante in seinem Para-
diese die Versammlung der Heiligen in Gestalt einer Rose
schauete. Noch künstlicher ist die Anordnung des Leuch-
ters in Aachen. Hier ist nämlich die Zahl acht an die
Stelle der Zahl zwölf getreten, die Rose besteht nicht aus
zwölf, sondern nur aus acht Kreisbögen, die Zahl der
Thürmcheu steigt dagegen auf sechszehn, welche sich theils
an den Endpunkten, tlieils an den Scheitelpunkten der Bögen
befinden. Die begleitenden Verse sagen ausdrücklich, dass
hierbei die achteckige Gestalt des Münsters maassgebend
gewesen sei i], sie erwähnen aber noch ausführlicher, dass
ß) Ad teinpli normam sua sumant munia formam
Istius octogene donum regale corone
Rex pius ipse et pie vevit solvitque Marie.
S. die ganze Inschrift bei Cahier a. a. O. und bei Nolten, Archäolo-
gische Beschreibung der Münsterkirche zu Aachen, 1818.