Der
Leuchter
VOII
Aachen.
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die beiden Flügel von verschiedener Metallmischung, auch
sonst ungleicher Behandlung; indessen stehen sie beide
einander nahe und dürften ebenfalls in die zweite Hälfte
oder gegen das Ende des 12. Jahrhunderts zu setzen sein.
Sie stellen das Leben des h. Adalbert dar, jeder Flügel
neun Felder in einer Umgebung von Arabesken. Die Ar-
beit beider Monumente ist übrigens roh, und weist auf eine
schon handwerksmässige Praxis hin.
Von feinerer Ausführung sind die Kirchengeräthe,
an denen dann auch die sehr durchgeführte Symbolik in-
teressirt. Eines der Wichtigsten Werke dieser Art ist der
grosse Kronleuchter des Münsters zu Aachen, welchen
nach der darauf befindlichen Inschrift Kaiser Friedrich I.
und seine Gemahlin, wahrscheinlich um 1165, dorthin stif-
teten. Er soll, Wie die Inschrift ebenfalls besagt und wie
es bei diesen Leuchtern feststehendes Herkommen war,
durch seine Anordnung ein Bild des himmlischen Jerusa-
lems geben. Die Entstehung dieser Symbolik ist wohl
erklärbar. Da die heilige Stadt nach der Schilderung des
apokalyptischen Sehers keiner Sonne und keines Mondes
bedarf, weil sie vom Lamm durchleuchtet im eigenen, hell-
sten Lichte strahlt, und da die Kirche die irdische vor-
bildliche Erscheinung, der Abglanz des himmlischen Jeru-
salems ist, lag es nahe, diese Beziehung an dem zur
Beleuchtung der Kirche bestimmten Geräth in Erinnerung
Zu bringen. Besonders aber war der hängende Leuchter
dazu sehr geeignet, weil die Stadt der Zukunft, das Je-
rusalem das droben ist (Gal. 4, v. 26), nicht auf dem
Boden der Gemeinde stehen, sondern ihr nur als hohes
Ziel vorschweben durfte. Wie es scheint kam diese Sym-
Annahme des Verfassers, welcher den einen
den anderen in das fünfzehnte Jahrhundert
fertigt am wenigsten die
in die Zeit Otto's 111.,
will.
verweisen