Kathedralen
VOll
Wells
und
Lincoln.
777
und von dem wir wissen, dass er einen Neubau begann,
der im Jahre 1239 zu einer Weihe führte. Er hatte von
König Johann verbannt die Jahre von 1208 bis 1214 in
Frankreich zugebracht, und mit diesem Aufenthalte mag
die "Hinneigung zum französischen Style, die aus der An-
ordnung der Faoade hervorgeht, zusammenhängen. In-
dessen wissen wir auch, dass der Bau der Kirche keines-
Weges unter seiner Regierung beendet, sondern noch lange
fortgesetzt wurde, und es ist wahrscheinlich, dass der
grossartige Facadenbau nach jener bei Vollendung des
Chores vorgenommenen VVeihe von 1239 begonnen, erst
etwa ein Decennium später jedoch nach dem Plane Jo-
celynis, unter einem seiner Nachfolger seine plastische
Ausschmückung erhalten haben wird.
Ein minder umfangreiches und grandioses aber anzie-
henderes Werk englischer Plastik ist der Engelchor in
der Kathedrale von Lincoln. Der Chor hat nämlich über
jeder Arcade zwei zweitheilige Triforienbögen, so dass
zwischen den Diensten jedes Gewölbes unter dem Fenster-
gesimse drei Bogenzwickel als sphärische Dreiecke ent-
stehen, das in der Mitte zwischen den zwei Bögen gele-
gene doppelt so gross wie die auf beiden Seiten neben
den Gewölbdiensten. Diese drei Felder sind zu beiden
Seiten des Chores an fünf Arcaden mit Reliefs geschmückt,
so dass zusammen dreissig Reliefs entstehen, welche mei-
stens je einen Engel enthalten, und zwar im anmuthigsten
Und edelsten Style des dreizehnten Jahrhunderts. Einzelne
bedeutungsvolle Gestalten zeigen. deutlich, dass das Ganze
nicht etwa bloss die Hierarchie der Engel oder die Freu-
(ligkeit der himmlischen Heerschaaren versinnlichen soll,
sondern eine tiefere, nicht leicht zu errathende Bedeutung
hat. Wie es scheint Wollte der Künstler den ganzen Her-
gang der göttlichen Heilsordnung durch die Mitwirkung