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Die
Plastik
in
England.
in horizontalen Reihen, die sich über die ganze Breite des
Vorbaues inid über die Seitenwände der Thüren erstrecken,
und an den kräftigen Strebepfeilern, welche die Fagade
theilen, etwa 600 Figuren als Statuen oder in Reliefs
Raum finden f). Auch enthält das Ganze einen klar aus-
gesprochenen, wenn auch etwas abstracten Gedanken.
Zunächst unten über dem Fussgesims in den Portalgewänden
und von da zu beiden Seiten in Nischen Statuen von Pro-
pheten und Patriarchen, darüber im Bogenfelde des Portals
die Jungfrau mit dem Kinde zwischen Engeln, die im
Maasswerke jener Nischen angebracht sind; dann in einer
höheren Reihe in Reliefs die Vorgänge des alten und neuen
Testamentes, und darüber an den Strebepfeilern und VVän-
den eine grosse Zahl acht Fuss hoher Statuen, auf der
Nordseite meist Könige, Ritter, Frauen (vielleicht alttesta-
meiltarischer Bedeutung), auf der Südseite durchweg Bi-
schöfe und andere Geistliche; endlich unter der horizontalen
Linie, welche die Faeade abschliesst, Auferstehung und
Gericht in einzelnen Gruppen, und darüber am Giebel der
Weltrichter zwischen Maria und Johannes nebst Aposteln und
posaunenblasenden Engeln. Das Ganze giebt also den chro-
nologischen Verlauf der Heilslehre; die Vorzeit, die Mensch-
werdung des Heilandes, sein den alttestamentarischen Vor-
bildern entsprechendes Leben, dann die irdische Kirche,
und endlich das Gericht. Die Ausführung ist zwar noch
sehr strenge, aber doch in den Reliefs lebendig und aus-
drucksvoll, an den Statuen würdig und mit freier imd voller
Gewandung. Gewöhnlich schreibt man die Herstellung
auch dieser Bildwerke dem Bischof Jocelyn Trotman zu,
der den Stuhl von Wells von 1206 bis 1242 inne hatte
Statuen, freilich nicht sehr charakteristische,
86 91, Zeichnungen einiger Reliefs bei
4. Vgl. übrigens Oockerell a. a. O.
1'] Abbildungen der
bei Carter a. a. 0. Taf.
Flaxman a. a. O. Taf. 2