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Die
Plastik
in
England.
den Namen dieses Künstlers als Meister Wilhelm Torell,
Goldschmidt, ermittelt, der mit dieser Vermuthurlg wenig-
stens nicht im Widerspruche steht, wenn er sie auch nicht
ausdrücklich bestätiget. Von nicht viel geringerer Schön-
heit sind unter den Monumenten der Westmünsterkirche
die des Edmund Crouchback, Grafen von Lancaster und
zweiten Sohnes Heinriclfs III. 1296), und seiner Ge-
mahlin Aveline 1269); beide wahrscheinlich erst am
Ende des Jahrhunderts entstanden, da die Gewandbehand-
lung an der Gestalt der Gräfin schon an die langen, Wei-
chen und gebogenen Linien des vierzehnten Jahrhunderts
erinnert. Sie scheinen von Einheimischen gearbeitet, lassen
aber doch den Einfluss jenes fremden Künstlers, dessen
Werke sie vor Augen hatten, erkennen k]. Endlich will
ich noch das Denkmal des William von Valence, eines
Halbbrnders Heinriclfs IH., erwähnen, der ebenfalls 1296
starb, Weil es mit reich emaillirten und vergoldeten Kupfer-
platten bedeckt ist, die aber, wie man aus stylistisehen
Merkmalen schliesst und von ähnlichen gleichzeitigen Ar-
beiten weiss, nicht in England gearbeitet, sondern in Li-
moges bestellt sein werden.
Ungeachtet dieser Verwendung fremder Kunst fehlte es
aber in England um diese Zeit nicht mehr an einheimi-
schen Künstlern. Eduard I. ehrte das Andenken seiner
zärtlich geliebten Gemahlin Eleonore auch dadurch, dass
er an den zwölf Ruhepunkten des lü-auerzuges, der ihre
113, und Jos. Hunter in Arehaeologia Brit. XXIX, p. 189. In einer
Urkunde vom December 1290 wird Torell als der Verfertiger des Bildes
Heinriclfs IIIÄ bezeichnet, im Jahre 1291 erhält er bereits eine Zah-
lung für das Bild der Königin.
i] Auch die Gestalt des Edmund Crouchback hat eine wiewohl
schwache Andeutung des Kreuzes, obgleich er nicht im gelobten Lande
gewesen war, sondern von der wirklichen Ausführung des bereits ab-
gelegten Geliibdes Dispens erhalten hatte.