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Die
Plastik
in
England.
Mitgliedern der königlichen Familie, Welche an Kreuzzügen
Theil genommen hatten, selbst bei dem Ideal ritterlicher
Tapferkeit im gelobten Lande, bei Richard Löwenherz
findet sich dieses Merkmal nicht, während es andererseits
noch in der zweiten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts ü),
also in einer Zeit vorkommt, wo Kreuzfahrten nicht mehr
so häufig waren. Vielleicht sollte daher diese ungewöhn-
liche Haltung, welche bei aufrechter Stellung der Platte oft
wie die eines Tanzenden erscheint, nur den Ausdruck rit-
terlicher Büstigkeit geben, so dass sie nur eine Steigerung
der fortschreitenden und dennoch gewiss kein Kreuz bil-
denden Bewegung anf dem schon erwähnten Denkmale des
Geoffrey de Magnavilla war. Solche ritterlichen Grabsteine
finden sich fast in allen Kathedralen und in vielen kleineren
Kirchen; die Kirche der Templer in London bewahrt eine
ganze Reihe. Einige sind durch sorgfältige Ausführung
oder feineres künstlerisches Gefühl ausgezeichnet, so die
Gestalt des Robert de Vere Grafen von Oxford in der
Kirche von Hatfield, an der sogar die Falten des weiten
Panzerhemdes sehr richtig ausgedrückt sind, die eines Bit-
ters de Vaux in der Kathedrale von Winchester, die des
Robert Ros in der Templerkirche und besonders die eines
Montfort in der Kirche zu Hitchendon M). Die meisten
sind aber ziemlich derb behandelt, was zum Theil damit
zusammenhängt, dass sie alle vollständige Färbung erhielten.
Sie sind meistens ohne Inschrift und geben nur durch die
Wappen Auskunft über die Familie des Verstorbenen.
Die reichste und bedeutendste Sammlung mittelalterlicher
Gräber ist im Chore der Westmünsterkirche, die in Eng-
land ungefähr dieselbe Stellung einnimmt, wie St. Denis
4') Viele Beispeilo bei Stothard, u. a. Taf. 24, in Alvechurch,
Worcestershire bei reichster Tracht des vierzehnten Jahrhunderts.
"Ü Stothard a. a. O. Taf. 38, 39.