Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

Eifer 
für 
kirchliche 
Bauten. 
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sprechen, dass alle Stände herbeiströmten, um Bauhülfe, 
selbst die niedrigsten Dienste zu leisten. Sie gehört dieser 
Zeit und dieser nordfranzösischen Gegend an. Schon 
Suger kam sie zu statten; als er nach der Auffindung 
jener Säulenstämme, (leren ich emrähnte, wegen der Her- 
beischaßung ihrer gewaltigen Last besorgt war, eilten 
Vornehme und Geringe herbei, um mit ihren Armen, den 
Lastthieren gleich, sie heranzuziehen 9c). Dies wiederholte 
sich demnächst einige Jahre später, 1145, bei dem Bau 
der Kathedrale von Chartres in grossartigerer Weise; 
hier wurde diese Hiilfe völlig organisirt, man behielt die 
herbeiströmende Menge längere Zeit beisammen, liess sie 
beichten, unbedingten Gehorsam geloben, begeisterte sie 
durch geistliche Gesänge und vermochte dadurch das Werk 
mehr zu beschleunigen, als es selbst durch die reichsten, 
königlichen Geldspenden möglich gewesen wäre, und Hin- 
dernisse zu überwinden, vor welchen blosse Lohnarbeiter 
zurückgeschreckt wären. Dies erbauliche Schauspiel er- 
weckte Nachahmung, alle Stände und Geschlechter wollten 
Theil nehmen, ein frommer Wetteifer verbreitete sich durch 
das ganze Land, und die Aebte und Bischöfe konnten sich 
rühmen, dass edle Männer und Frauen den stolz und weich 
gewöhnten Nacken unter Riemen und Tauwerk gefügt 
hätten, um schwer beladene Karren zu ziehen, dass Berge 
und Sümpfe, und selbst die drohende Meeresfluth die Glau- 
benseifrigen nicht zurüekhalte, dass sie mit ehrerbietigem 
Schweigen und ohne Murren alle Lasten ertrügen M). 
4') Er beschreibt es selbst, 
illas columnas funibus adstricti 
illis antris extrahebant". 
wie sie vbrachiis et lacertis immensas 
vice trahentium animalium ex 
W] Eine Reihe von Zeugnissen bestätigen diesen Hergang und 
den Anfang dieses Eifers bei dem Dombau von Chartres. So der Brief 
des Erzbischofs Hugo von Rauen an Theodorich Bischof von Amiens 
bei Mabillon, Annal. ord. S. Bened. VI, p. 392, das Ohron. Norman-
	        
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