Eifer
für
kirchliche
Bauten.
59
sprechen, dass alle Stände herbeiströmten, um Bauhülfe,
selbst die niedrigsten Dienste zu leisten. Sie gehört dieser
Zeit und dieser nordfranzösischen Gegend an. Schon
Suger kam sie zu statten; als er nach der Auffindung
jener Säulenstämme, (leren ich emrähnte, wegen der Her-
beischaßung ihrer gewaltigen Last besorgt war, eilten
Vornehme und Geringe herbei, um mit ihren Armen, den
Lastthieren gleich, sie heranzuziehen 9c). Dies wiederholte
sich demnächst einige Jahre später, 1145, bei dem Bau
der Kathedrale von Chartres in grossartigerer Weise;
hier wurde diese Hiilfe völlig organisirt, man behielt die
herbeiströmende Menge längere Zeit beisammen, liess sie
beichten, unbedingten Gehorsam geloben, begeisterte sie
durch geistliche Gesänge und vermochte dadurch das Werk
mehr zu beschleunigen, als es selbst durch die reichsten,
königlichen Geldspenden möglich gewesen wäre, und Hin-
dernisse zu überwinden, vor welchen blosse Lohnarbeiter
zurückgeschreckt wären. Dies erbauliche Schauspiel er-
weckte Nachahmung, alle Stände und Geschlechter wollten
Theil nehmen, ein frommer Wetteifer verbreitete sich durch
das ganze Land, und die Aebte und Bischöfe konnten sich
rühmen, dass edle Männer und Frauen den stolz und weich
gewöhnten Nacken unter Riemen und Tauwerk gefügt
hätten, um schwer beladene Karren zu ziehen, dass Berge
und Sümpfe, und selbst die drohende Meeresfluth die Glau-
benseifrigen nicht zurüekhalte, dass sie mit ehrerbietigem
Schweigen und ohne Murren alle Lasten ertrügen M).
4') Er beschreibt es selbst,
illas columnas funibus adstricti
illis antris extrahebant".
wie sie vbrachiis et lacertis immensas
vice trahentium animalium ex
W] Eine Reihe von Zeugnissen bestätigen diesen Hergang und
den Anfang dieses Eifers bei dem Dombau von Chartres. So der Brief
des Erzbischofs Hugo von Rauen an Theodorich Bischof von Amiens
bei Mabillon, Annal. ord. S. Bened. VI, p. 392, das Ohron. Norman-