Grabsteine.
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äusserst selten gewesen, im dreizehnten Jahrhundert, be-
sonders seit der Mitte desselben, ergriff aber die englische
Aristokratie dies Mittel zur Erhaltung ihrer Namen und
Wappen mit solchem Eifer, dass diese Aufgabe die ein-
heimischen Bildhauer vorzugsweise in Anspruch nahm.
Auf dem Continente war hierbei der kirchliche Styl maass-
gebend, so dass man auch die Gestalt des Verstorbenen
gern in einer idealen, mindestens in einer kirchlich-ruhigen
Auflassung darstellte. Hier dagegen, wo die Grabsteine
fast die einzige Gelegenheit zur Ausfüln-ung lebensgrosser
Figuren darboten, machte sich die durch diese Aufgabe
begünstigte, ohnehin im englischen Charakter begründete
Neigung zu einer mehr realistischen Behandlung unbe-
schränkt geltend, und übte auf die kleineren kirchlichen
Sculpturen eine Rückwirkung aus.
Eine Uebersicht über die bedeutendsten Grabsteine
wird uns am besten in die Geschichte der englischen
Sculptur einführen. Zu den seltenen Beispielen aus dem 12.
Jahrhundert gehören die Gräber zweier Bischöfe von Salisbury,
des Jocelyn 1184) und des Roger 1139); das letzte
von reichen romanischen Arabesken eingerahmt und wahr-
scheinlich später als das erste, gegen Ende des Jahrhun-
derts entstanden. Die Gestalten sind auf beiden in flacher
Sculptur, ausdruckslos und plump gehalten, aber völlig
frei von den Spuren des strengeren Styles, welche sich
an den gleichzeitigen französischen Monumenten zeigen k).
Das erste Denkmal neuen Styles ist das des Königs Jo-
hann in der Kathedrale von "Worcester, wahrscheinlich bald
nach seinem Tode (1216) gearbeitet, da die Kleidung des
Bildes mit der im Grabe vorgefundenen übereinstimmt und
da die Einweihung des Chores schon 1218 in Gegenwart
4'] Abbildungen dieser und der meisten anderen im Texte er-
wähnten Grabdenkmäler bei Stothard a. a. O.
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