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Die
Plastik
in
England.
in dieser die leichte und elegante got-hische Bauweise un-
mittelbar und ohne Uebergang auf die schwere und mas-
senhafte des normannischen Styles folgte, giebt es auch in
der Sculptur keine Mittelstufe; von der äussersten Plump-
heit und Rohheit geht sie sofort zu einer sehr feinen und
graziöseil Handhabung des neuen Styles über. Während
der ganzen Dauer des zwölften Jahrhunderts wurde die
Plastik hier fast gar nicht geübt; statt reicheren Schmuckes
begnügte man sich meistens mit den einfachen Symbolen
des Kreuzes oder Lammes, wo man sich an die Darstel-
lung menschlicher Gestalten wagte, sind sie unförmlich roh
oder im trockensten byzantinisirenden Style gearbeitet 44).
Die Ideen der neuen Epoche kamen eher hieher als die
stylistische Bildung; die reichhaltigen Reliefs, mit welchen
die Mönche von Malmesbury den südlichen Thorweg ihres
Klosters etwa am Ende des Jahrhunderts schmückten im],
geben neben zahlreichen Hergängen des alten und neuen
'l'estamentes auch nach neuer Weise den 'l'hierkreis und
gegen Stothard, Monumental effigies of GreatABritaiIi 1817, eine Aus-
wahl in vortrefflicher Zeichnung publicirt hat. Um die gerechte Wür-
digung der englischen Sculptur haben sich endlich einige Künstler
verdient gemacht. Zuerst der berühmte Flaxman in seinen Lectures
on sculpture (gehalten 1810 u. f. J. herausgegeben 1829), welchen
auch einige Zeichnungen beigefügt sind, dann der Bildhauer Westma-
cott in einem 1846 gehaltenen Vortrage (im Tüb. Kunstbl. 1847, Nro.
3), erldlich der bedeutende Architekt Cockerell, der in einer Brochure:
Iconographie of the West front of Wells Cath, Oxford 1851, die beste
Uebersicht der noch erhaltenen kirchlichen Sculpturen des Mittelalters
giebt. Die reichhaltige Literatur der metallenen eingegrabenen Grab-
platten werde ich später erwähnen.
Ein Beispiel der ersten Art die Statue des Bischofs Herbert
am Portale des nördlichen Kreuzschiffes der Kathedrale zu Norwich
(Britton, Cath. Antiqu. p]. X), die Sculpturen am Südportal der Ka-
thedrale von Ely, ein Kruzifix und die Kapitäle der Kirche zu Romsey
(Carter a. a. O. Taf. 7 und 23, 24), der anderen das Relief und die
Statuen am Westportale der Kathedrale zu Rochester.
H) Britton, Archit. Antiquities Vol. 1.