764
Deutsche
Plastik.
Holland zur Seite gestellt, und zwar so dass sie in klei-
nerer Dimension und auf Fussgestellen stehend der grösseren
Gestalt des Erzbischofs, der ihnen die Kronen aufsetzt,
bis an die Schulter reichen. Dies giebt allerdings unbe-
queme Bewegungen und ist nicht ganz geglückt, aber die
Haltung der beiden jugendlichen Fürsten ist anmuthig und
ritterlich, die Gewandbehandlung einfach lllld leicht, und der
Zweck des Künstlers, seinen Helden in der Fülle seiner
Macht zu zeigen, möglichst erreicht. In den meisten Fällen
dagegen hielt man zwar die gerade, ruhige Lage des
Körpers für angemessen, suchte nun aber wenigstens durch
die Gewandung Leben und Mannigfaltigkeit zu erreichen.
Statt in geraden, schweren Falten die Glieder zu verhüllen,
ist nämlich das Gewand wie ein leichter Stoff behandelt,
der den Bau des Körpers durchscheinen lässt und auf der
Fläche des Steines unruhige und fast flatternd bewegte
Falten bildet. Auch das Haar fällt leicht und bewegt in
langen Locken, und das Gesicht hat oft eine lächelnde
Miene. Beispiele dieser Behandlungsweise sind ausser den
schon oben genannten Gräbern des Grafen Dedo in Wech-
selburg und eines Ritters im Dome zu Merseburg, das
Grab des Grafen Conrad genannt Kurzbold in der Stifts-
kirche zu Limburg an der Lahn, wo die Falten bis zum
Unschönen sich fast wurmartig krümmen, das sehr viel
schönere des Grafen Heinrich von Solms-Braunfels nach
1258) im Kloster Altenberg an der Lahn ü), und das des
Grafen Otto von Botenlauben 1244) und seiner Ge-
mahlin 1250) in der Kirche von Frauenrode bei Kis-
singen
Man hat in dieser Behandlungsweise schon den Anfang
zu der im vierzehnten Jahrhundert herrschenden Neigung
Müller a. a.
r, Trachten
Beide bei
v. Ilcfhe]
39 und II, S. 27.
I, Taf. 59 und 60.