Münster
ZU
Strassburg.
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Münsters ist überdies die einzige in Deutschland, welche
auch im Beichthume plastischer Ausstattung den französi-
schen Kathedralen gleichkommt. Die Reliefs der Bogen-
felder ihrer Portale sind vielleicht zu inhaltreich und ohne
feinstes Gefühl für Raumvertheilung, die Statuen dagegen,
namentlich die mit Recht berühmten der klugen und thö-
richten Jungfrauen an einem der Seitenportale, sehr ausge-
zeichnete Leistungen dieses Styls. Auch die ihrer archi-
tektonischen Anlage nach viel ältere Facade des südlichen
Kreuzarmes wurde zu derselben Zeit _mit einer umfang-
reichen Statuengruppe geschmückt, von der jedoch nur
zwei, die Kirche und Synagoge, der Zerstörung in der
Revolution entgangen sind k). Sie zeichnen sich vor den
Statuen der Westseite durch eine grossartigere und ein-
fachere Behandlung aus, und sind auch dadurch interessant,
dass sie vielleicht von weiblicher Hand, von Sabina, der
Tochter Erwins von Steinbach, herrühren. Diese war zwar
nur an einer anderen, jetzt zerstörten Statue dieser Kreuz-
facade als [lrheberixr genannt am), da es aber durch diese
Inschrift feststeht, dass sie wirklich den Meissel führte,
und nur ein ungewöhnliches Talent die Zulassung einer
Frau zu den Arbeiten der Hütte rechtfertigen konnte, ist
es nicht unwahrscheinlich, dass sie auch mehr an dieser
Stelle und namentlich diese, der Tochter des grossen Mei-
Sters vollkommen würdigen Gestalten gearbeitet habe. Die
zwölf Statuen, Christus mit anbetenden Engeln und die
Evangelisten, welche im Inneren dieses Kreuzarmes an der
Mitttelsäule angebracht sind, und die man ihr ohne näheren
Beweis zuzuschreiben pflegt, sind, obgleich sorgfältig aus-
c't) Die Figur des Salomo, welche sich ausserdem noch hier be-
findet, ist neu.
H) S. die Inschrift, welche sich an der Statue des Evangelisten
Johannes befand, nach Grandidier bei Fiorillo, G. d. z. K. in Deutschl.
I, 364.