Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

Münster 
ZU 
Strassburg. 
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Münsters ist überdies die einzige in Deutschland, welche 
auch im Beichthume plastischer Ausstattung den französi- 
schen Kathedralen gleichkommt. Die Reliefs der Bogen- 
felder ihrer Portale sind vielleicht zu inhaltreich und ohne 
feinstes Gefühl für Raumvertheilung, die Statuen dagegen, 
namentlich die mit Recht berühmten der klugen und thö- 
richten Jungfrauen an einem der Seitenportale, sehr ausge- 
zeichnete Leistungen dieses Styls. Auch die ihrer archi- 
tektonischen Anlage nach viel ältere Facade des südlichen 
Kreuzarmes wurde zu derselben Zeit _mit einer umfang- 
reichen Statuengruppe geschmückt, von der jedoch nur 
zwei, die Kirche und Synagoge, der Zerstörung in der 
Revolution entgangen sind k). Sie zeichnen sich vor den 
Statuen der Westseite durch eine grossartigere und ein- 
fachere Behandlung aus, und sind auch dadurch interessant, 
dass sie vielleicht von weiblicher Hand, von Sabina, der 
Tochter Erwins von Steinbach, herrühren. Diese war zwar 
nur an einer anderen, jetzt zerstörten Statue dieser Kreuz- 
facade als [lrheberixr genannt am), da es aber durch diese 
Inschrift feststeht, dass sie wirklich den Meissel führte, 
und nur ein ungewöhnliches Talent die Zulassung einer 
Frau zu den Arbeiten der Hütte rechtfertigen konnte, ist 
es nicht unwahrscheinlich, dass sie auch mehr an dieser 
Stelle und namentlich diese, der Tochter des grossen Mei- 
Sters vollkommen würdigen Gestalten gearbeitet habe. Die 
zwölf Statuen, Christus mit anbetenden Engeln und die 
Evangelisten, welche im Inneren dieses Kreuzarmes an der 
Mitttelsäule angebracht sind, und die man ihr ohne näheren 
Beweis zuzuschreiben pflegt, sind, obgleich sorgfältig aus- 
c't) Die Figur des Salomo, welche sich ausserdem noch hier be- 
findet, ist neu. 
H) S. die Inschrift, welche sich an der Statue des Evangelisten 
Johannes befand, nach Grandidier bei Fiorillo, G. d. z. K. in Deutschl. 
I, 364.
	        
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