758
Deutsche
Plastik.
Dietrich den früheren Wohlthätern der Kirche, wie er sie
in seinem Stiftungsbriefe aufgezählt hatte, wahrscheinlich
aber erst bei vorgerücktem Bau, etwa um 1270, errichten
liess. Es sind schlichte Arbeiten, in Sandstein an den
Werkstücken der Pfeiler haftend, in künstlerischer Dmch-
bildung den Freiberger Statuen nachstehend, aber durch-
weg mit Gefühl und mit gesunden künstlerischen Motiven.
Alle sind mit weiten Gewändern und Mänteln bekleidet,
die Frauen mit einer Krone und einer unter dem Kinne
festanliegenden Binde, die Männer, ein breites Schwert und
einen spitzen Schild haltend, mit starkem, freiherunter-
fallendem Haare , noch nicht in der damals in Frankreich
aufkommenden schematischen Behandlung. Die Körper sind
bis auf feinere Theile richtig, mehr kräftig breit als schlank,
die weiten Gewänder fallen in natürlichen Falten. Die
Köpfe sind nicht ohne Ausdruck, alle in Zügen und Hal-
tung verschieden, die der Frauen Jzum Theil mit dem con-
ventionellen Lächeln, das hier fromme Freudigkeit bedeutet,
die Männer entweder ruhig zuschauend, oder mit etwas
gesenktem Haupte und dem Ausdrucke inniger Theilnahme.
Ueberhaupt zeigt sich der Meister in der Art, wie er seine
an sich monotone Aufgabe zu beleben wusste, als ein den-
kender Künstler, der die Gebehrden und Gewandmotive
mit der Bildung und dem Ausdrucke des Gesichts in Ein-
klang zu setzen suchte. Die jugendlichen Gestalten sind
durchweg inniger und ausdrucksvoller, die älteren ruhiger
dargestellt; Graf Dithmar, der in der Inschrift auf dem
Schildrande als ermordet bezeichnet ist, erscheint, den
Schild vorhaltend, die Hand am Schwertgrilfe, das Haupt
emporhebend, als wolle er sich gegen einen Angriff ver-
theidigen, Graf Wilhelm, der „unus fundatorum" genannt
wird, und also Wahrscheinlich die reichste Beisteuer gege-
ben oder der Grundsteinlegung beigewohnt hatte, zeigt mit