Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

Die 
sächsische 
Schule. 
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war sie nicht von Dauer und auch wohl kaum zu weiterer 
Fortbildung geeignet. lhre Formen, so anziehend sie sind, 
haben doch etwas Schwankendes, und mussten, wie es 
die späteren WVechselburger Sculpturen zeigen, leicht in 
Weichlichkeit und Haltungslosigkeit übergehen. Ihr fehlte 
das architektonische Element, das gerade jetzt zu neuer 
Herrschaft gelangte, und sie musste daher dem einfacheren 
ruhigeren Style, der im Gefolge der gothischen Baukunst 
aufkam, weichen. Selbst in Freiberg fand dieser nicht 
lange nach Vollendung der goldenen Pforte Eingang, wie 
dies die jetzt im Museum des Alterthumsvereins zu Dresden 
befindlichen, aus dem Freiberger Dome stammenden in Holz 
gearbeiteten kolossaleil Gestalten des Heilandes am Kreuze 
nebst der Jungfrau und Johannes und einige am Aeusseren 
der s. g. Thümerei in Freiberg, eines Nebengebäudes des 
Doms aus dem fünfzehnten Jahrhundert, eingemauerte Re- 
liefs beweisen. 
S0 sehr der neue Styl aber auf innerer Nothweudigkeit 
und architektonischer Consequenz beruhete, musste er sich 
in Deutschland erst eiubürgern, und trat anfangs noch 
schüchtern und befangen auf. S0 zuerst an der Lieb- 
frauenkirche in Trier, obgleich die schmale Facade schon 
einen nach der Weise des neuen Styles bildlich entwickelten 
Gedankengang giebt. Das noch rundbogige und romanisch 
verzierte Portal enthält im Bogenfelde die thronende Jung- 
frau mit dem Kinde nebst den anbetenden Königen und 
anderen Scenen der Kindheit Christi, in den fünf Archivol- 
ten, Engel, Bischöfe, Kirchenväter, darauf gekrönte, musi- 
cirende Gestalten, also Selige, welche die Krone des Lebens 
erlangt haben, endlich die klugen und die thörichten Jung- 
frauen. Von den sechs Statuen des Einganges sind nur 
noch drei erhalten, die eine wahrscheinlich Johannes den 
Evangelisten, die anderen in gewohnter Weise die Kirche 
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