Altar
Zll
Wechselburg.
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Kirche von Wechselbrug. Der vor der Chemische stehende
steinerne Hauptaltar hat nämlich ungewöhnlicher Weise i")
eine hohe steinerne Rückwand, Welche den ganzen Rarnn
der Chorvorlage ausfüllt und nur durch zwei Bögen den
Zugang in die Concha offen lässt. Auf dem mittleren, wie-
derum vermittelst eines Bogens hinaufgeführten Theile dieser
Rückwand stehen nun die kolossalen in Holz geschnitz-
ten Gestalten des Heilandes am Kreuze nebst Maria und
Johannes; auf den Armen des Kreuzes oben Gott Vater,
zur Seite fliegende Engel, am Fusse desselben eine liegende,
bärtige Gestalt in weitem Mantel mit dem Kelche (Nico-
demus oder Joseph von Arimathia Ü, unter den Füssen
der Jungfrau eine weibliche, unter denen des Johannes
eine männliche, gekrönte Figur, gleichsam die weibliche
und männliche Sünde. Die beiden Seitenwände der Altar-
mauer enthalten dann noch in Nischen unter Kleeblattbögen
vier Steinreliefs, Daniel und David, einen Propheten und
einen jugendlichen l{öiiig, ohne Zweifel Wieder Salomo.
Diese drei benannten Gestalten stimmen in Tracht und Hal-
tung völlig mit den Statuen der goldenen Pforte überein,
und auch in den oberen Figuren ist die Stylverwandtschaft
unverkennbar, nur deutet sie hier überall auf eine spätere
Zeit. Die Formen des Christuskörpers, der mit zierlich
gelegtem Schurze bekleidet und mit drei Nägeln befestigt
ist, sind sehr ausgearbeitet aber fast weichlich, die an-
muthigen, jugendlichen Züge und die Handbewegungen der
Jungfrau und des Johannes, das lockige Haar des letzten,
auch die Gewandmotive entsprechen den Statuen von Frei-
berg, aber alles ist weniger präcis, und namentlich sind die
3') Noch im dreizehnten Jahrhundert hatte der Hauptaltar in
bischöflichen Kirchen niemals, in klösterlichen äusserst selten eine
solche Rückwand, weil die Chornische die Sitze der Geistlichkeit und
namentlich des Bischofs oder Abtes enthielt und diesen der Blick auf
den Altar nicht beschränkt sein durfte.
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