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Deutsche
Plastik.
Ich
habe
schon
oben
EIUS
architektonischen
Gründen
mich
dafür ausgesprochen, dass ihre Entstehung jedenfalls erst
im dreizehnten Jahrhundert, vielleicht erst gegen die Mitte
desselben angenommen werden könne, und die Anordnung
des Bildwerkes bestätigt diese Ansicht. Sie beruht zu-
nächst keinesweges, wie die der Kanzel von Weehselburg,
auf der einfachen altchristlichen Symbolik, sondern giebt
schon nach der Weise des dreizehnten Jahrhunderts einen
umfassenderen, in Gegensätzen gegliederten Gedankeninhalt.
Das Bogenfeld zeigt uns die Jungfrau gekrönt und mit
dem lehrenden Christuskinrle auf ihrem Schoosse, zu ihrer
Rechten die anbetenden drei Könige, zur Linken der Engel
Gabriel und Joseph. Von den Archivolten enthält die erste
Gott Vater von Engeln umgeben, die zweite das Christ-
kind umgeben von Propheten, die dritte den heil. Geist
als Taube nebst Aposteln, die äusscrste endlich die aufer-
stehenden Gerechten, Welche die Zahl der himmlischen
I-Ieerschaaren vermehren. Der ganze obere Raum giebt
daher die Verklärung der Jungfrau als Himmelskönigiil.
Die acht Statuen an den Seitenwänden, auf jeder Seite drei
männliche und eine weibliche, haben dann eine symbolische
prophetische Beziehung auf die Jungfrau und den Erlöser;
auf der einen Seite Daniel , die Königin des Morgen-
landes, Salomo und Johannes der 'l'äufer; auf der anderen
zuerst ein Patriarch, vielleicht Noah, wie die über seinem
Haupte angebrachten zwei Tauben anzudeuten scheinen ist-E],
dann eine gekrönte Frau, vielleicht die Ecclesia, dann
David mit der Harfe und endlich ein jugendlicher Apostel
mit dem Buche, wahrscheinlich, obgleich jede nähere An-
1') Stieglitz, bei Puttrich, nannte diese Gestalt Josua; ohne Zweifel
ist es aber, wie es zuerst v. Quasi: im Kunstblatt 1845, S. 226 aus-
sprach, Daniel, auf den auch der Löwenkopf zu seinen Füssen deutet.
H) Stieglitz benennt ihn Abraham.