Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

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Deutsche 
Plastik. 
byzantinisirenden Faltenwurf ist ä). Noch _weniger aber 
erstreckte er sich über ganz Deutschland. 
Eine sehr eigenthümliche und ausgezeichnete Stellung 
nimmt die sächsische Schule ein. Sie hatte, da sie schon 
seit den Zeiten Bischof Bernward's vielfach geübt war, einen 
Vorsprung vor den übrigen Schulen Deutschlands. Das 
byzantinisirende Element war in ihr niemals vorherrschend 
geworden; sie beruhete vielmehr eben vermöge dieses frü- 
heren Ursprunges auf unmittelbareren antiken Traditionen, 
und dies war die Ursache, dass sie auch jetzt nicht erst 
jener strengeren, architektonischen Regelung bedurfte, son- 
dern sogleich zu einer freieren Auflassung übergiug, die 
sich aber dennoch sehr Wesentlich von derjenigen unter- 
scheidet, welche in Verbindung mit der gothischen Archi- 
tektur sich später verbreitete. 
Das früheste Beispiel dieser Richtung, an welchem wir 
sie fast im Entstehen linden, geben einige Reliefs in der 
Stiftskirche zu Gernro de, namentlich die an der Nordseite 
der Busskapelle, wo eine weibliche Gestalt mit dem Ausdrucke 
des inbrünstigen Gebetes durch die Schönheit ihrer Formen 
überrascht, während die danebenstehenden Figuren in Hal- 
tung und Gebehrde noch völlig dem Style der vorigen 
Epoche entsprechen, und nur eine etwas freiere Gewand- 
behandlung zeigen. Sehr viel bedeutender sind die Scnlp- 
turen an der Kanzel der Klosterkirche zu Wechselbur g  
auf der vorderen Brüstung Christus, in sehr hohem Relief, 
thronend, von den Zeichen der Evangelisten umgeben, 
neben ihm Maria auf der Schlange und Johamies auf einer 
männlichen, vielleicht den vorchristlichen Unglauben dar- 
3') v. Hefner a. a. O. 
 Abbildungen bei 
richtigem: Zeichnung bei 
Leipzig 1851, S. 101. 
Taf. Q3. 
Puttrioh 
Förster, 
a. a. O. Das Opfer Abrahanfs in 
Geschichte der deutschen Kunst,
	        
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