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Deutsche
Plastik.
sehende Kunst wurde und es zur Hauptaufgabe der Sculptur
machte, sich in den engen Raum neben den aufsteigenden
Gliedern der Portale zu fügen, behielt man in Deutschland
den romanischen Styl bei, dessen breite Wandfelder der
vorzugsweise im Inneren angewendeten Plastik gestatteten,
sich freier und nach ihren eigenen Erfordernissen auszubilden.
Das bedeutendste Werk dieses deutschen plastischen
Styles sind die Reliefs an der Brüstung des Georgen-
chores im Dome zu Bamberg, welche höchst wahr-
scheinlich längere Zeit vor der Weihe vom Jahre 1237,
vielleicht noch im zwölften Jahrhundert entstanden sind.
Es sind vierzehn Reliefs, in eben so vielen spätromani-
scheu, mit dem Kleeblattbogen überdecktexx Nischen, auf
der einen Seite die Verkündigung und die paarweise zu-
sammengestellten zwölf Apostel, auf der anderen der Erz-
engel Michael mit dem Drachen und zwölf alttestamenta-
rische Gestalten Die Zeichnung ist durchaus strenge;
das Profil des Gesichts rechtwinkelig geschnitten, die Ge-
wänder fallen schwer, bald straff angezogen und mit vielen
Falten, bald einfacher aber am Rande in regelmässige
Wellenlinieil auslaufend, auch wohl flatternd. Einzelne
Figuren, namentlich die der Verkündigung, erinnern auf-
fallend an den hieratischen Styl der altgriechischen Kunst,
mit dem sie auch eine gewisse feierliche Würde gemein
haben. Die Paare der Apostel und Propheten sind zugleich
in lebendigem Gespräche und doch auch fortschreitend
dargestellt, und diese Aufgabe überstieg zuweilen die
Körperkenntniss des Künstlers; dafür aber hat er (liesell
Gruppen eine grosse Mannigfaltigkeit und viel dramatisches
Leben gegeben; an den Propheten bemerkt man sogar;
4') Abbildungen einzelner
154 (in sehr charakteristischer
S. 98.
Gruppen in
Zeichnung),
Kuglefs
und bei
kl. Schriften
Förster a. a.