Grabsteine.
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Festigkeit, Rechtlichkeit und Güte sehr bestimmt aus, und
der mehr belebte Faltenwurf des Mantels zeigt, dass der
Künstler sich der Bedingungen einer naturtreuen Auffas-
sung wohl bewusst war.
Der Styl dieser Grabmonumente war ohne Zweifel
immer nur der Reflex von dem der kirchlichen Sculptur
und kann uns daher als chronologischer Führer bei diesen
dienen; indessen können wir auch hier ungefähr dieselben
Stufen der Entwickelung verfolgen. Zu den friihsten Aeusse-
rungen des neuen Styls dürfen wir die Statuetten der Ar-
chivolten am Westportale der Kathedrale von Laon rechnen,
Welche etwa um 1210 gearbeitet sein mögen Ü. Laon
war damals eine reiche, diehtbewohute Stadt, deren Bürger
ihre Freiheiten mit bewaffneter Hand vertheidigten, und
durch einen von Philipp August bestätigten Friedensschluss
(1191) deren Bestätigung erhielten. Man glaubt in diesen
etwas später entstandenen kleinen Figuren den kecken,
trotzigen Geist der Bürgerschaft zu erkennen; so breit und
fest sitzen die Gestalten, so dreist heben sie ihre Häupter,
so derb und unausgeführt, aber doch verständlich und
natürlich fallen die Gewänder. Milderc und besser durch-
bildete Formen haben die Wenige Jahre darauf entstande-
nen Portalsculptilren der Facade von Notre-Dame von
Paris; der heilige Ernst der Apostel und Bischöfe und die
Anmuth der Engel und ähnlicher Gestalten sind hier schon
feiner, auch in der Gewandbchantllung besser charakteri-
sirt, und daneben macht sich in den Reliefs sowohl die
Naivetät und Lebensfrische der reichen Commune als die
gelehrte Richtung der Universitätsstadt geltend. Fast bei
jedem grösseren kirchlichen Sculpturwerke dieser Epoche
kommt der Thierkreis vor, als Andeutung der Entwickelung
des menschlichen Lebens aus den Einrichtungen der Schöpfung,
unteren
Die
Statuen
sind
zerstört.