Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

Strenger 
Styl. 
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alten Abtei Corbie Ü, Welche nach dem Abbruche der- 
selben in die Gruft zu St. Denis gelangt sind. An der 
Kathedrale von Senlis und an den beiden älteren Portalen 
der Stiftskirche zu Mantes sehen wir gewissermaassen ei- 
nen Uebergang, indem die strengere Gewandbehandhmg 
noch beibehalten, aber gemässigt und der Natur genähert 
ist. An Notre-Dame von Paris und zwar an dem Portal 
St. Anna, dem südlichen, finden wir beide Style, jenen 
strengeren und den späteren freieren, neben einander, indem 
man bei dem unter dem Bischofe Pierre de Nemours 
(1208-1219) begonnenen Ausbau der jetzigen Facade 
Reliefs und Statuetten des zwölften Jahrhunderts verwendet 
hat, die entweder aus einem älteren Gebäude beibehalten 
oder beim Beginne des Neubaues unter Moritz von Sully 
(1163) vorgearbeitet waren  Bemerkenswerth ist dabei 
die Statue des h. Marcellus am Pfeiler dieses Portals, 
indem sie, obgleich schon dem dreizehnten Jahrhundert 
angehörig, eine Accomodation an jene ältere Arbeiten zeigt. 
Jedenfalls dauerte die Herrschaft dieses strengeren Styles 
nur bis zum Anfange des dreizehnten Jahrhunderts. Die 
Künstler, welche jetzt an die Reihe kamen, gehörten nun 
schon den städtischen Corporationen an und theilten den 
Geist der Freiheit, der sich in den Commnnen regte. Sie 
arbeiteten an den Kathedralen, in denen nicht bloss der bi- 
sehötliche Klerus sondern auch die Städte ein Zeugniss 
ihrer Macht und Selbstständigkeit ablegen wollten, und 
1') Eine Abbildung des ganzen Portals in der voyage dans l'am- 
cienne France, Picardie, einzelner Statuen bei Willemin monumens 
frangais.  
M] Violet-le-Duc, Dictionn. de PArch. II, 285 glaubt, dass diese 
Ueberreste von der abgebrochenen Kirche St. Etienne, an welcher um 
1140 bedeutende Arbeiten stattgefunden hatten, her-genommen seien; 
Guilhermy, Itiuäraire archeologique de Paris, p. 69, stellt die andere 
im Texte erwähnte Vermuthung auf.
	        
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