Strenger
Styl.
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alten Abtei Corbie Ü, Welche nach dem Abbruche der-
selben in die Gruft zu St. Denis gelangt sind. An der
Kathedrale von Senlis und an den beiden älteren Portalen
der Stiftskirche zu Mantes sehen wir gewissermaassen ei-
nen Uebergang, indem die strengere Gewandbehandhmg
noch beibehalten, aber gemässigt und der Natur genähert
ist. An Notre-Dame von Paris und zwar an dem Portal
St. Anna, dem südlichen, finden wir beide Style, jenen
strengeren und den späteren freieren, neben einander, indem
man bei dem unter dem Bischofe Pierre de Nemours
(1208-1219) begonnenen Ausbau der jetzigen Facade
Reliefs und Statuetten des zwölften Jahrhunderts verwendet
hat, die entweder aus einem älteren Gebäude beibehalten
oder beim Beginne des Neubaues unter Moritz von Sully
(1163) vorgearbeitet waren Bemerkenswerth ist dabei
die Statue des h. Marcellus am Pfeiler dieses Portals,
indem sie, obgleich schon dem dreizehnten Jahrhundert
angehörig, eine Accomodation an jene ältere Arbeiten zeigt.
Jedenfalls dauerte die Herrschaft dieses strengeren Styles
nur bis zum Anfange des dreizehnten Jahrhunderts. Die
Künstler, welche jetzt an die Reihe kamen, gehörten nun
schon den städtischen Corporationen an und theilten den
Geist der Freiheit, der sich in den Commnnen regte. Sie
arbeiteten an den Kathedralen, in denen nicht bloss der bi-
sehötliche Klerus sondern auch die Städte ein Zeugniss
ihrer Macht und Selbstständigkeit ablegen wollten, und
1') Eine Abbildung des ganzen Portals in der voyage dans l'am-
cienne France, Picardie, einzelner Statuen bei Willemin monumens
frangais.
M] Violet-le-Duc, Dictionn. de PArch. II, 285 glaubt, dass diese
Ueberreste von der abgebrochenen Kirche St. Etienne, an welcher um
1140 bedeutende Arbeiten stattgefunden hatten, her-genommen seien;
Guilhermy, Itiuäraire archeologique de Paris, p. 69, stellt die andere
im Texte erwähnte Vermuthung auf.