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Französische
Plastik.
ihnen noch vorherrschend, wie dies die Gestalt des Erlösers
zwischen den etwas gewaltsam bewegten Thieren der Evan-
gelisten im Bogenfelde des Hauptportals zu Chartres zeigt,
daneben aber erkennt man an den Köpfen, besonders an
weiblichen, schon ein Bestreben nach milderem Ausdruck
und unter den kleineren Statuetten sind Engel von lieb-
licher Bildung.
Die Beispiele dieses Styls sind nicht so zahlreich, Wie
man glauben sollte, sei es, dass er in geringerem Umfange
geübt wurde, als die spätere, mehr volksthümliche Sculptur,
oder dass seine Werke durch spätere Arbeiten verdrängt
oder sonst zerstört sind. Die bedeutendste Leistung des-
selben sind die schon erwähnten drei Portale der Westseite
von Chartres Ü; an der Kirche zu St. Denis sind die Sta-
tuen aus Sugers Zeit nur an einem Portale des SeitenschiHs,
an der Frontseite aber nur die Reliefs erhalten m71). Ausser-
dem gehören hierher Portale der Kathedralen zu Mans 1'919?)
und zu Bourges dort das südliche der Fagarle, hier
ein wahrscheinlich aus einer älteren Bauzeit beibehaltenes
Nebenportal, beide noch rundbogig; dann die ausgezeichne-
ten plastischen Arbeiten an der Kathedrale St. Maurice zu
Angers, Portale an der Kirche zu St. Loup bei Provins
und zu Rampillon (Seine et Marne), so wie an der
Abteikirche Bertancourt-les-Dames in der Diöcese von
Amiens, und endlich einige Statuen aus der Kirche der
i") Die oben beigefügten Zeichnungen sind vom Mittelportale ent-
lehnt; die Arbeit des nördlichen Portals, mit welchem vielleicht der
Anfang gemacht wurde, ist eine noch strengere.
Die Statuen, welche man jetzt an dieser Stelle sieht, sind
Erfindungen der Restauratoren des Gebäudes im vermeintlich alten Style.
llrlärimee, Voyage en Ouest, p. 48.
Abbildungen bei Gailhabaud, V01. II, und in Chapuy moyen
age monum. num. G. Obgleich rundbogig, dürfte dies Portal jünger
sein als das von Chartres, mit dem es in seiner Anordnung grosse Aehn-
lichkeit hat.