in
Deutschland.
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Lübeck hat man bedentendere und an mehreren Orten
des südlichen Deutschlands geringere Ueberreste dieser
Technik gefunden;
Wahrscheinlich schmückte man mit solchen glasirten
Ziegeln hauptsächlich die Chöre, Kapitelsäle und überhaupt
solche Räume, welche dem Zulaufe des Volkes und mithin
der Abnutzung durch schwere Tritte weniger ausgesetzt
Waren, und begnügte sich im Schiffe der Kirchen entweder
mit einfarbigen, gemusterten oder mit abwechselnden gla-
sirten und rauben Steinen. Ueberrlies führte die im drei-
Orten
dieser
zehnten Jahrhundert aufkommende Sitte, das Schilf mit
Grabsteinen zu belegen, zur Zerstörung der älteren Fuss-
böden, so dass wir von denselben hier überall keine Spuren
gefunden haben. Indessen hat sich bis auf die neueste
Zeit im Mittelschiffe mehrerer Kathedralen oder Hauptkir-
chen eine eigenthümliche Fussbodenverzierung musivischer
Art erhalten, welche man Labyrinth oder Bittgang ge-
nannt hat, und die aus einer durch dunkleren Stein in der
Fläche des Fussbodens bezeichneten spiralförmig oder sonst
künstlich gewundenen und dem Mittelpunkte zulaufenden
Linie besteht. Das einzige noch erhaltene Exemplar, im
Dome zu Chartres, ist kreisförmig, die von St. Quentin,
Arras, Amiens waren achteckig, das von Rheims in glei-
cher Form, aber mit vier kleineren achteckigen Figuren
daneben, das von St. Bertin in St. Omer viereckig und
deten Klosters Kirkstall in England, und bekanntlich standen die Ci-
stercienserklöster in der ersten Zeit des Ordens in enger Verbindung
mit den Mutterklöstern. Ohne Zweifel hat daher das norwegische
Kloster bei jenen Ziegeln nicht norwegische, sondern französisch-eng-
lische Technik angewendet. Auch Doberan war aber ein Cistercienser-
kloster, und so ist es sehr denkbar, dass es nicht bloss die Arbeit von
Hovedöe nachgeahmt, sondern wirklich selbst die hölzernen Formen der
Figuren von dort, wo sie nicht mehr gebraucht wurden, erhalten hat.
1') Milde, Denkmäler bild. Kunst in Lübeck, Heft 2, 1848.