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Polychrolnie.
sei, das noch Fehlende
räthe zum Dienste des
zu ergänzen und auch die
Altars in gleicher WVeise
Ge-
aus-
zustatten.
Ich weiss keine Stelle, welche wie diese uns eine so
befriedigende, so sehr durch die Ktmstwerke bestätigte
Auskunft über die Stimmung der mittelalterlichen Künstler
gewährte. Sie gingen, wie es nicht anders zu erwarten
und zu wünschen War, von religiösen Empfindungen aus,
stützten sich auf VVorte der Schrift, erwarteten ihre Be-
geisterung von den Gaben des heil. Geistes. Aber diese
Religiosität war nichts weniger als ascetisch strenge oder
trübe; jene moderne Auffassung, welche an den Glasge-
mälden die mystische, ehrfurchterweckende Dunkelheit be-
wundert, war ihnen fremd. Ueberall, wo derselben erwähnt
ist, wird vielmehr die Mannigfaltigkeit ihrer Farben, die
Menge des dlnchscheineildeil Lichtes gerühmt. WVenn
Albrecht von Scharfenberg in seiner Bearbeitung des Ti-
turel bei der Beschreibung des Tempels von ltloilsalwatsch
alle Theile mit den kostbarsten Edelsteinen verziert darstellt,
wenn er die Fenster aus Beryllen und Krystallen zusam-
mensetzt, die soviel Tag einliessen, dass das Auge davon
verletzet sei wenn er die nlteichheit" des ganzen Ge-
bäudes überall rühmt, so sind das zum Theil Uebertrei-
bungen eines schwülstigen Dichters des vierzehnten Jahr-
hunderts. Aber es liegt ihnen doch noch das Gefühl der
älteren Generation zum Grunde, Welches 'l'he0philus schil-
San Matte, Leben und Dichten W1
S. 122:
Berillen und Oristallen
Waren da für Glas gesetzet;
Dadurch begunde fallen
Leben
und
Dichten
Wo1fram's
VOD
Eschenbach,
Des Tags so viel, das leicht da wär" geletzet
Ein Aug', ob es die Länge frevenlicher
Darin sehende wärl