'l'echnik
dieser
Epoche.
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umschliesseuden VVand mit einer bestimmten architektoni-
schen Function; es hat dem Inneren das Licht zuzuführen,
und muss diese Aufgabe in einer Weise lösen, welche dem
Geiste und der Stimmung des gesammten Bauwerks und
seiner Glieder entspricht, ohne sich durch allzubestimmte
und eoncentrirte Zeichnung diesem Zusammenhange zu
entziehen. XVie sich diese Aufgabe in der Kirche, und
zwar in der Kirche des Mittelalters näher gestaltete, kann
keinem Zweifel unterliegen. Sie durfte das Licht nicht
als das weisse und kalte geben, welches die Dinge der
Welt in ihrer verständigen, selbstsüchtigen Trennung be-
leuchtet, sondern als das Himmelslicht, als Quelle aller
Schönheit, zur Farbenpracht des Regenbogens entfaltet. Sie
durfte und musste auf diesem Farbengrunde auch das
Höchste der Schöpfung, den Menschen in seiner Heiligung
erscheinen lassen, aber immer so, dass er der göttlichen
Ordnung, die hier durch die architektonische repräsentirt
wird, sich unterordne.
Allerdings setzte die Lösung dieser Aufgabe voraus,
(lass die übrige Architektur in demselben Geiste behandelt
war, und namentlich das Element der Farbe, das sich an
den Fenstern in seinem höchsten Glanze zeigen sollte, in
sich aufgenommen hatte. Neben weissen Wänden erscheint
die Glasmalerei als ein bunter, willkürlicher Flecken, neben
bemalten das weisse Fenster wie eine Lücke. Der Ge-
brauch farbiger Fenster hing daher in der romanischen
Architektur mit der Gewohnheit durchgeführter WVandmale-
reien zusammen und erlangte im gothiseheu Style um so
höhere Bedeutung, weil derselbe die Wandmalereien, für
die er keine Flächen besass, aufgab, aber die Farbe bei-
behielt und sie, indem er sie als das Mittel nicht histori-
scher Darstellung, sondern architektonischen Ausdruckes
benutzte, nur um so inniger mit dem Ganzen verschmolz.