Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

'l'echnik 
dieser 
Epoche. 
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umschliesseuden VVand mit einer bestimmten architektoni- 
schen Function; es hat dem Inneren das Licht zuzuführen, 
und muss diese Aufgabe in einer Weise lösen, welche dem 
Geiste und der Stimmung des gesammten Bauwerks und 
seiner Glieder entspricht, ohne sich durch allzubestimmte 
und eoncentrirte Zeichnung diesem Zusammenhange zu 
entziehen. XVie sich diese Aufgabe in der Kirche, und 
zwar in der Kirche des Mittelalters näher gestaltete, kann 
keinem Zweifel unterliegen. Sie durfte das Licht nicht 
als das weisse und kalte geben, welches die Dinge der 
Welt in ihrer verständigen, selbstsüchtigen Trennung be- 
leuchtet, sondern als das Himmelslicht, als Quelle aller 
Schönheit, zur Farbenpracht des Regenbogens entfaltet. Sie 
durfte und musste auf diesem Farbengrunde auch das 
Höchste der Schöpfung, den Menschen in seiner Heiligung 
erscheinen lassen, aber immer so, dass er der göttlichen 
Ordnung, die hier durch die architektonische repräsentirt 
wird, sich unterordne. 
Allerdings setzte die Lösung dieser Aufgabe voraus, 
(lass die übrige Architektur in demselben Geiste behandelt 
war, und namentlich das Element der Farbe, das sich an 
den Fenstern in seinem höchsten Glanze zeigen sollte, in 
sich aufgenommen hatte. Neben weissen Wänden erscheint 
die Glasmalerei als ein bunter, willkürlicher Flecken, neben 
bemalten das weisse Fenster wie eine Lücke. Der Ge- 
brauch farbiger Fenster hing daher in der romanischen 
Architektur mit der Gewohnheit durchgeführter WVandmale- 
reien zusammen und erlangte im gothiseheu Style um so 
höhere Bedeutung, weil derselbe die Wandmalereien, für 
die er keine Flächen besass, aufgab, aber die Farbe bei- 
behielt und sie, indem er sie als das Mittel nicht histori- 
scher Darstellung, sondern architektonischen Ausdruckes 
benutzte, nur um so inniger mit dem Ganzen verschmolz.
	        
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