Ihre
Entstehung.
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verschiedenfarbigen kleinen Stücken bestanden. Daher War
es denn fast eine Nothwendigkeit, dass man diese Viel-
farbigkeit zu regeln und eine Art von musivischem Muster
liervorzubringen suchte, was dann wieder bei dem vor-
herrschenden Drange nach Darstellungen heiliger Gegen-
stände den Wunsch anregen musste, in gleicher Weise
Figuren zusammensetzen zu können Indessen war
dieser letzte Schritt keinesweges leicht, indem man denn
doch im Besitze wenigstens einer mit dem Glase ver-
schmelzbaren Farbe sein musste, um die Gesichtszüge und
andere Details liineinzeiclmen zu können.
VV 0 diese wichtige Erfindung gemacht ist, steht nicht
völlig fest. Jedenfalls weder in England, wo man sie erst
um 1200 nachweisen kann, und wo die Glasfabrikation
auch später noch so zurückblieb, dass man Farbige Gläser
aus Rouen verschrieb im), noch in Italien, WO sie wahr-
scheinlich nicht vor dem vierzehnten Jahrhundert in An-
Wendung kam iokäk). Die älteste Erwähnung findet sich in
Deutschland und zwar in Bayern, wo die Fenster der
Klosterkirche von 'l'egernsee, zufolge des uns erhaltenen
H Vgl. besonders den überzeugenden Nachweis aller dieser die
Erfindung begünstigenden [Tmstände bei W. Wackernagel, die deutsche
Glasmalerei, 1855. Die Literatur der Glasmalerei (vgl. Band IV,
Abth. 1, S. 339) ist neuerlich durch mehrere französische Werke ver-
mehrt; Abbä Texier, Hist. de la peinture sur verre en Limousin;
Marchand, Verrieres de 1a cath de Tours; Hucher, Vitraux de 1a
vath. de Mons; Capronnier, Vitraux de la cath. de Tnurnai, mit Text
von Decamps und le Maistre dlänstaing.
H) Fiorillo V, 135; vgl. mit Gessert, Gesch. der Glasmalerei
S. 65.
'38) Wenn Leo von Ostia von dem Abt Desiderius von Monte
Casino unter anderem rühmt: Illud (den Kapitelsaal] vitreis fenestris
ßonsternens colorum varietate depinxit, spricht er offenbar nichtfwie
Lasteyrie Histoire de 1a peinture sur verre annimmt) von wirklichen
Glasmalereien, sondern nur von dem farbigen Scheine, mit welchem die
Gläser das Innere des Raumes bemalten.