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Glasmalerei.
malerei treffen, als inzwischen eine andere Art der Malerei
aufgekommen war, die mit dem gothischen Style so enge
zusammenhing, dass sie für ihn fast eine nothwendige
Ergänzung, er für sie wenigstens die natürliche Einrah-
mung bildete.
Ich spreche von der Glasmalerei. Allerdings war
sie nicht eine neue, dem gothischeil Style gleichzeitige
Erfindung, vielmehr hatte sie bei seinem Entstehen schon
eine gewisse Ausbildung erlangt. Aber er ergriff sie mit
Eifer und wandte sie in ausgedehnterem Maasse an.
Ihre Erfindung fällt vielmehr in eine ziemlich frühe Zeit
und ist wie die meisten Erfindungen in ein gewisses Dunkel
gehüllt. Wie es scheint, wurde sie durch die mangelhafte
'l'echnik der Glasfabrikation, welche von den Römern auf
das Mittelalter übergegangen war, erleichtert und befördert.
Farbloses Glas war schon bei den Römern seltener und
theuerer gewesen, als farbiges, auch war die Zubereitung
desselben so unvollkommen, dass es, wo wir es an antiken
Geräthen finden, meist einen blauen oder grünen Anflug
hat. Im früheren Mittelalter verstand man noch weniger
es zu bereiten und kannte nur farbiges dunkles Glas, so
dass noch ein Dichter des zwölften Jahrhunderts bei der
Schilderung des Sardonyx den Vergleich brauchen konnte,
dass er „schwarz wie Glastt sei. Glasfenster waren den
Römern und ebenso den Erbauern der alten christlichen
Basiliken unbekannt gewesen; erst seit dem vierten Jahr-
hundert werden sie erwähnt, und zwar immer als etwas
Kostbares und Seltenes. Das Bedürfniss der nordischen
Gegenden, wo man nicht einmal wie in Italien ihre Stelle
durch durchscheinenden Marmor oder Alabaster ersetzen
konnte, begünstigte ihre Verbreitung; allein man war in
der Bereitung grösserer 'l'afeln eben so unerfahren], wie in
der des farblosen Glases, so dass diese Fenster nur aus