Französische
Wandmalerei.
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aus dem dreizehnten" die unnfangreicheil, aber sehr zerstörten
VVandmalereien in der Krypta derKathedrale von Chartres,
geringere Ueberreste in der Kirche zu Fretigxiy derselben
Diöcese, in der Dreifaltigkeitskapelle von St. Emilion zu
Bordeaux, in einer Kapelle der Kathedrale von Autun, ein
Bild der Jungfrau über dem Portale einer alten Kapelle im
Dome zu Rheims. Vielleicht gehören auch die Gemälde
im Chore (ler kleinen VVallfahrtskirche Notre-Dame-rle-
Presles in der Champagne, der Heiland als Weltrichter
mit Heiligen und Engeln, noch in diese Epoche e).
Die geringe Zahl (lieser Ueberreste lässt sich nicht bloss
dadurch erklären, dass die Richtung, welche die Architektur
seit dem Anfange der Epoche nahm, der VVandmalerei in
den Kirchen die Flächen entzog. Denn in Kapitelsälen,
Kreuzgängen und Schlössern blieb noch Baum genug, und
doch haben wenigstens die französischen Archäologen uns
keine Nachrichten gegeben, welche, wie in England, auf
grössere [lnternehmungen dieser Art schliessen lassen.
Man darf daher wohl annehmen, dass die Wandmalerei
vernachlässigt war. Auch ist dies sehr wohl erklärlich.
Die raschen Fortschritte der Architektur, die Begeisterung,
mit der sie verfolgt wurden, nahmen die künstlerischen
Gemüther so sehr in Anspruch, dass eine Kunst, welche
ausserhalb dieser Strömung lag, keine grosse Anziehungs-
kraft üben konnte. Dies musste um so mehr die Wand-
geschmückt, ohne Zweifel zu verschiedenen Zeiten. Interessant ist der
Gegenstand eines im nördlichen Kreuzarme gefundenenGemäldes; es
enthält nämlich die Seene aus der Legende der h. lllargaretha, wo der
Präfect Olybrius, das fünfzehnjährige Mädchen bei ihrer Schaafherde
Sehend, von Liebe zu ihr entbrennt. Tournay gehörte übrigens damals
in kirchlicher und politischer Beziehung zu Frankreich und war also
hier einzuführen.
1') Organ für christl. Kunst, 1855, S. 288. Der Berichterstatter
findet die Malereien denen von Ramersdorf ähnlich, welche nach meiner
Meinung erst dem vierzehnten Jahrhundert zuzurechnen sind.