England.
689
leicht nur aus dem Grunde, Weil in beiden Ländern der
Spätere Zeitgeschmack und die Stürme der Religionskriege
und. der Revolution gründlicher zerstörend gewirkt haben.
VVenigstens belehren uns in Beziehung auf" England eine
Reihe urkundlicher Nachrichten, dass die Wandmalerei hier
unter der Regierung Heinriclfs III. (1216 1'272) blühete
und in grossem Umfange betrieben wurde. IIeinrich war
ein schwacher, unzuverlässiger Fürst, aber der Kirche er-
geben und ein so eifriger Gönner und Beförderer der Kunst,
Wie ihn das Mittelalter bisher noch nicht gehabt hatte. Er
hatte beständig in äusseren Kriegen und mit inneren Un-
ruhen zu kämpfen und War, wie die meisten Fürsten seiner
Zeit, fast immer in Geldverlegenheit. Aber gerade jetzt
nahm der Handel der brittischen Insel einen ausserortlent-
lichen Aufschwung, ileuentdeckte G0ld-, Silber- und
Kupferminen vermehrten den Nationalreichthnm in uner-
warteter VVeise und diese Gunst der Umstände machte
es ihm möglich, die Mittel für die Befriedigung seiner
Kunstlicbe von seinem Volke zu erlangen. Eine Reihe
von Befehlen, die in den Archiven erhalten sind M), giebt
uns eine Anschauung von dem Umfange dieser königlichen
Kunstpflege. Gleich nach seiner Grossjährigkeit, im zwölften
Jahre seiner Regierung, finden wir den ersten Auftrag zur
.-Ausmalung eines königlichen Zimmers, in späteren Jahren,
besonders von etwa 1248 an, werden die Bestellungen
häufiger und umfassender. Die meisten betreffen Kapellen
und Gemächer des Königs und der Königin in den Schlös-
"Ü Siehe darüber Lappenberg's von Pauli fortgesetzte Geschichte
von England, III, S. 843 ff.
Diese Urkunden von Vertue gesammelt und aus seinen N0-
iizen bei NValpole, in den Aneedotes of painting, theils in V0]. I der
ersten, theils in der späteren Prachtausgabe angeführt, sind bei Fiorillo,
Gesßh. d. z. K. Bd. V, S. 91 ff. gut zusammengestellt. Einige Nach-
träge dazu liefert noch Pauli a. a. O.
V. .14