Altar
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Kloster-Neuburg.
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in Kloster-Neuburg bei Wien, ist zufolge der darauf
befindlichen Inschrift im Jahre 1181 von einem Meister
Nicolaus aus Verdun gefertigt und besteht aus 51 ver-
goldeten Bronzeplatten, in denen die tiefeingeschnittenen
Umrisse mit rother oder blauer Masse nach Art der Niellos
ausgefüllt und die Gründe mit derselben blauen Farbe be-
deckt sind. lhrem Inhalte nach geben sie das Leben Christi
in Verbindung mit den vorbildlichen Ereignissen der alttesta-
mentarischen Geschichte. Die Zeichnung ist durchweg im
Geiste altchristlicher Ueberlieferung; von der unruhigen
Lebendigkeit, die wir in den Miniaturen bemerken, ist
keine Spur, die Gesichtszüge sind noch starr oder doch
Wenig belebt, aber in der Haltung der Körper und in der
Gewandung herrscht ein so lebendiges Gefühl für Wahr-
heit und Schönheit und zugleich ein so klares Verständ-
niss der ursprünglichen Motive, dass man bei einzelnen
Zügen geradezu an antike Gestalten erinnert wird.
Noch bestimmter fühlen Wir das Anlehnen an die An-
tike bei einem anderen Werke, wo allerdings der Gegen-
stand es begünstigte, nämlich bei den im Sehatze der
Stiftskirche von Quedlinburg aufbewahrten, wahrschein-
lich unter der Leitung einer um 1200 lebenden Aebtissin
Agnes gewirkten Teppichen w?) mit Darstellungen aus der
Vermählung des Mercurius mit der Philologie ilach dem
schon früher erwähnten Werke des Marcianus Capella.
Der Gegenstand War noch aus den klassischen Bestrebungen
der Ottonenzeit her beliebt und schon damals auf 'l'eppichen
v. Camesina, der Verduner Altar in der Kirche zu Kloster-
Neuburg. Wien, 1844. Vgl. auch Förster, Geschichte der deutschen
Kunst, S. 108.
Vgl. Kugler und Ranke, Beschreibung der Schlosskirche zu
Quedlinburg, S. 147 und S. 75, auch (mit einer Abbildung] in Kug-
lefs kl. Sehr. I, 635. Eine andere Abbildung in den Kunst-Denk-
mälern in Deutschland, Ö. Lief. (Schweinfurt 1845).