Gravirte
Platten.
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leitung zum Graviren; er beschreibt die Instrumente, durch
welche man Figuren, Vögel, 'l'hiere wid Blumen in dieser
VVeise darstellen und demnächst durch farbige Ausfüllung
der Umrisse als Nigellum anschaulich machen könne.
Meistens diente diese Technik nebst der mit ihr verbunde-
nen Emaihnalerei und in Verbindung mit der Plastik zur
Ausstattung von Kirchengeräthen, in welcher Beziehung
ich weiter unten auf sie zurückkommen muss. Indessen
wurde sie doch auch schon auf grösseren 'l'afeln, zu Altar-
Vorsätzen oder ähnlichen Zwecken, oder gar zu Grabplatten
verwendet. Die meisten solcher gravirten Grabplatten stam-
men zwar erst aus dem vierzehnten Jahrhundert, indessen
kamen sie im westlichen Frankreich schon früher vor, und
auch in Deutschland beweist die des Bischofs Yvo im Dome
zu Verden, dass man sich schon in der Mitte des drei-
zehnten Jalnhunderts an eine so grosse Arbeit wagte.
Häufiger war der Gebrauch der Teppiche, welche
theils als Dorsalia die Rücklehnen der Chorstühle bedeck-
ten, theils an Festtagen die Wände der Kirchen schmück-
ten. Verzeichnisse aus dem zwölften Jahrhundert und
der grosse Vorrath, welcher trotz aller Beraubungen und
Zerstörungen sich noch jetzt in einzelnen Kirchen erhalten
hat können uns eine Vorstellung von ihrer vielfachen
Anwendung geben. Die feinsten und elegantesten Arbeiten
dieser Art waren im Orient, im byzantinischen Reiche oder
in muhamedanischen Gegenden, verfertigt und durch den
Handel hierher gebracht, und enthielten zuweilen historische
Darstellungen, meistens aber mannigfache Muster mit Thier-
e") Vgl. über die Teppiche im Dome zu Mainz in der Mitte des
zwölften Jahrhunderts, Kugler Gesch. d. MaL, 2. Ausg. I, 171.
Im Dome zu Halberstadt (Kngler kl. Sehr. I. 131) und in 36T LOTCIIZ-
kirche zu Nürnberg finden sich jetzt noch bedeutende Sammlungen von
Teppichen, von denen einzelne dort wohl aus dem eilften oder zwölften,
hier aus dem dreizehnten Jahrhundert stammen.