Süddeutschland.
677
das Ganze aber nicht ohne WVürde und anscheinend noch
in das dreizehnte Jahrhundert fallend. Ausserdem kommen"
Wohl einzelne Figuren, wie die Apostelgestalten am Peters-
chore im Bamberger Dome, oder Fragmente von grös-
seren verbliebenen Malereien vor, die aber meistens schon
dem vierzehnten Jahrhundert anzugehören scheinen.
Nur an einer Stelle, ganz im südlichen Osten Deutsch-
lands, ist neuerlich ein bedeutendes Werk der Wandmalerei
entdeckt, im Dome zu Gurk in Kärnthen. Die Gemälde
befinden sich theils in der, zu dem inneren Portale führen-
den, mit einem rundbogigen Tonnengewölbe bedeckten Vor-
halle zwischen den Westthürmen, theils in dem darüber
gelegenen Nonnenchorc, der aus der ursprünglichen Be-
Stimmung der Kirche zu einem Jungfrauenstifte beibehalten
ist ß). In der unteren Vorhalle enthält zunächst das in
Marmor prachtvoll ausgeführte rundbogige Portal die Halb-
iigur Cluisti, während an den Wänden und an dem unte-
ren Theil des Gewölbes auf jeder Seite in drei durch leichtes
Leistenwerk getrennten Reihen je zwölf Geschichten, auf
der einen Seite aus dem alten, auf der anderen aus dem
neuen gemalt sind, und in dem mit Sternen auf blauem
Grunde verzierten oberen Theile des Gewölbes in der Mitte
im rautenförmigen Rahmen das Lamm mit der Siegesfahne
dargestellt und dlnch reiches Blumenwerk mit den geschicht-
lichen Bildern verbunden ist, offenbar um anzudeuten, dass
s) Vgl. die Beschreibung der Kirche und der Malereien, welche
der Entdecker derselben, F. v. Quast, in Otte"s Grundzügen der kirch-
lichen Kunst-Archäologie 1855, S. G9 gegeben hat. Schon 1071 war
das ehemalige Nonnenklcster in einen Bischofsitz mit einem Chorherren-
stifte verwandelt; wie es zugegangen, dass dennoch der Nonnenchor
noch im dreizehnten Jahrhundert mit so prachtvollen Malereien ge-
schmückt ist, bedarf einer näheren Aufklärung. Vielleicht war unge-
achtet jener Umwandlung dennoch ein Nonnenkloster neben dem Chor-
herrenstifte beibehalten, vielleicht diente die Lege nur für die Aufnahme
fürstlicher Personen und erhielt in dieser Eigenschaft jenen Schmuck.