Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

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Deutsche 
Wandmalerei. 
der Arbeit annehmen lässt, von mehreren Händen, sondern 
auch nicht völlig aus gleicher Zeit herstammen. In den 
symbolischen Darstellungen des Chorqnadrates und in der 
Geschichte Johannes des 'l'äufers sind altchristliehe Typen 
und byzantinisirende Anklänge vorherrschend; die legenda- 
rischen Hergänge, besonders die Auffindung des Kreuzes, 
zeigen dagegen eine freiere, naive Auffassung, ohne jene 
typische Strenge und zugleich ohne den gewaltsamen 
Lebensdrang der Uebergangszeit. Die sehr grossartigen 
Gestalten der klugen und thörigten Jungfrauen und die 
Kolossaltiguren an den Pfeilern scheinen einer mittleren Zeit 
anzugehören, indem sie noch strenge, aber doch schon 
höchst bewegt und mit freier Linienführung gezeichnet 
sind. Der Hintergrund besteht in den von der Restauration 
frei gebliebenen Theilen meistens in einem blauen Tone, 
auf dem sich die Umrisse der Figuren leicht absetzen und 
der die Lokalfarben nicht herabdrückt, sondern ihnen Relief 
giebt. Wo die Handlung im Inneren eines Gebäudes vor- 
geht, ist dies durch eine Architektur angedeutet, welche 
den Durchschnitt eines Gebäudes mit seinen Dächern und 
Thürmchen in einem schlanken Rundbogenstyl, mit Ein- 
mischung von Kleeblattformen zeigtÄ Unterhalb der histo- 
rischen Malereien des Chors fand man einen gemalten 
Teppich, und zwar in bunten prismatischen Farben , die 
wohl bezweckten, den Gemälden selbst eine mehr harmo- 
nische und ruhige Haltung zu sichern. Nach allem diesem 
dürfen wir annehmen, dass die früheren dieser Gemälde 
vielleicht schon im ersten Viertel, die aus dem Leben der 
Schutzpatrone etwa um die Zeit, wo auch der h. 'l'l10mas 
als solcher anerkannt war, was zuerst in einer Urkunde 
von 1238 ersichtlich ist, endlich die Auffindung des h. 
Kreuzes nach der Mitte des Jahrhunderts ausgeführt sind. 
Die ruhige Haltung der Gestalten, die geradlinig fallenden,
	        
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