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Deutsche
Wandmalerei.
der Arbeit annehmen lässt, von mehreren Händen, sondern
auch nicht völlig aus gleicher Zeit herstammen. In den
symbolischen Darstellungen des Chorqnadrates und in der
Geschichte Johannes des 'l'äufers sind altchristliehe Typen
und byzantinisirende Anklänge vorherrschend; die legenda-
rischen Hergänge, besonders die Auffindung des Kreuzes,
zeigen dagegen eine freiere, naive Auffassung, ohne jene
typische Strenge und zugleich ohne den gewaltsamen
Lebensdrang der Uebergangszeit. Die sehr grossartigen
Gestalten der klugen und thörigten Jungfrauen und die
Kolossaltiguren an den Pfeilern scheinen einer mittleren Zeit
anzugehören, indem sie noch strenge, aber doch schon
höchst bewegt und mit freier Linienführung gezeichnet
sind. Der Hintergrund besteht in den von der Restauration
frei gebliebenen Theilen meistens in einem blauen Tone,
auf dem sich die Umrisse der Figuren leicht absetzen und
der die Lokalfarben nicht herabdrückt, sondern ihnen Relief
giebt. Wo die Handlung im Inneren eines Gebäudes vor-
geht, ist dies durch eine Architektur angedeutet, welche
den Durchschnitt eines Gebäudes mit seinen Dächern und
Thürmchen in einem schlanken Rundbogenstyl, mit Ein-
mischung von Kleeblattformen zeigtÄ Unterhalb der histo-
rischen Malereien des Chors fand man einen gemalten
Teppich, und zwar in bunten prismatischen Farben , die
wohl bezweckten, den Gemälden selbst eine mehr harmo-
nische und ruhige Haltung zu sichern. Nach allem diesem
dürfen wir annehmen, dass die früheren dieser Gemälde
vielleicht schon im ersten Viertel, die aus dem Leben der
Schutzpatrone etwa um die Zeit, wo auch der h. 'l'l10mas
als solcher anerkannt war, was zuerst in einer Urkunde
von 1238 ersichtlich ist, endlich die Auffindung des h.
Kreuzes nach der Mitte des Jahrhunderts ausgeführt sind.
Die ruhige Haltung der Gestalten, die geradlinig fallenden,