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Deutsche
Wandmalerei.
der östlichen Wand, über der Seitenapsis, sind neben und
zwischen den beiden Fenstern die Auferstehung, die Himmel-
fahrt, die Niedersteigung zur Hölle dargestellt, und zwar
so, dass der zum Himmel auffahrende Heiland in die Spitze
des Bogens gerückt ist; an der südlichen Wand die klugen,
an der westlichen die reuig klagenden thörigten Jungfrauen,
denen zwei kolossale Engelsgestalten den Eingang in die
Himmelspfortc versagen. Diese oberen Theile lassen hier-
nach einen Gedankeninhalt erkennen, dessen Zusammen-
hang freilich durch den Untergang der Chemische lücken-
haft wird, sich aber mit grosser Wahrscheinlichkeit ergänzen
lässt. Da der Stammbaum Christi am Gewölbe des Chor-
quadrats schon mit der Jungfrau schloss, kann die Halb-
kuppel der Chornische kaum etwas anderes als den thro-
nenden, in seiner Gemeinde gegenwärtigen Erlöser enthalten
haben. Auf ihn bezogen sich dann die sämmtlichen Ge-
mälde des Chorquadrates als alttestamentarische, vorbild-
liche Hinweisungen auf den Messias, Während die Vierung
ihn in seiner Zukunft und Verklärung im himmlischen
Jerusalem zeigte, auf welches sich im südlichen Kreuzarme
die Lehre von der Auferstehung und von der Berufung
der durch die klugen Jungfrauen angedeuteten Seligen
bezog. Im nördlichen Kreuzflügel war dann vielleicht (da
Norden in der Symbolik des Mittelalters stets die Bedeu-
tung des Finstern hatte) das Gericht mit seinen Schrecken
weiter ausgemalt, während im Langhause, wie d-ie an dem
ersten Pfeiler aufgefundenen Kaiserbilder vermuthen lassen,
die weltliche Pilgerfahrt zum himmlischen Jerusalem ver-
sinnlieht war. Ausser diesen oberen in sich zusammen-
hängenden Gemälden befanden sich an den Wänden deS
Chorquadrates und des südlichen Kreuzarmes andere, mehr
historischen Inhalts und zwar in mehreren durch Gurte ge-
trennten über einander stehenden Reihen, reliefartig, ill