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Deutsche
VVandnzalerei.
Hieran mag sich die Erwähnung einer andern, wenig-
stens der Wandmalerei verwandten Arbeit anschliessen,
welche in noch höherem Grade wie jenes Deckengemälde
einzig in ihrer Art ist. Im Klosterhofe des Domes zu
Magdeburg sieht man nämlich an den oberen Stock-
werken des Kreuzganges mehrere Figuren, Kaiser Otto
zwischen seinen Gemahlinnen Adelheid und Edith thronend,
nebst dem 1012 verstorbenen Magdeburger Erzbischof
VValdhard, und zwar in blosser Umrisszeichnung in den
Mörtelbewurf eingeritzt Der Styl der Zeichnung deutet
auf das dreizehnte Jahrhundert. Die Art der Ausführung
gestattete allerdings keine feineren Züge, aber sie zeigt die
Bandfestigkeit, den Muth und die bildnerische Lust dieses
Jahrhunderts, welches alle Mittel und jede Stelle benutzte
und überall keine nackten VVände duldete.
Das grösseste VVerk deutscher Wandmalerei ist im
Dome zu Braunschweig gefunden M], VVahrscheinlich
war die ganze Kirche bemalt, da man auch an einzelnen Pfei-
lern des Langhauses Gestalten oder Farbenspuren wahrnimmt;
jedenfalls war der ganze östliche Theil der Kirche mit
Malereien geschmückt, leider aber sind die der Chornische
bei der im Jahre 1845 nothwendig gewordenen Erneue-
rung ihres Gewölbes unerkannt zu Grunde gegangen, und
im nördlichen Kreuzflügel nur einzelne Fragmente erhalten,
Welche schon einer späteren Restauration anzugehören
scheinen. Nur die Gemälde des Chorquadrates vor der
Nische, des Gewölbes über der V ierung und des südlichen
Kreuzarmes sind glücklich von der 'l'ünche befreit. Wir
finden hier nicht, wie in den meisten bisher betrachteten
Rosenthal
Dom
zu Magdeburg ,
Lief.
Taf.
Nro.
M) Eine ausführliche Beschreibung giebt Dr. Schiller in seinem
angeführten Werke über die mittelalterlichen Bauten Braunschwveigs,
S. 26 47.