Deckengemälde
in
Hildesheim.
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sind Das etwas vollere Oval des Gesichtes, die schlan-
ken Taillen, die geraden Faltenlinien, die ganze ritterliche
Haltung, endlich auch die Lilien auf den Kronen und selbst
die sparsamen Ueberreste der Ornamente am Fusse" der
Bildfelder lassen keinen Zweifel, dass auch sie erst nach
der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts entstanden sind.
Wahrscheinlich sollen sie fürstliche Personen, Wohlthäter
des Klosters darstellen, bei denen das neue Element ritter-
lichen Anstandes stärker als bei heiligen Gestalten hervor-trat.
Etwas älter wird ein anderes, bedeutenderes Werk
dieser Gegenden sein, die Malerei an der Balkendecke der
St. Michaelskirche zu Hildesheim, merkwürdig auch als
das einzige erhaltene grössere Beispiel dieses den Nach-
richten zufolge so oft angewendeten prachtvollen Schmuckes.
Sie besteht aus drei neben einander herlaufenden Reihen, in
den beiden äusseren zwischen romanischen Rankengewinden
Propheten und Patriarchen, welche die Geburt des Heilandes
verkündigten oder vorbildlich andeutetcn, in der mittleren
den Stammbaum der Jungfrau, Adam und Eva, Abraham,
David und andere Könige, zuletzt die Jungfrau selbst. Die
Farbe ist überaus schön und reich und doch wieder nicht
bunt, die Zeichnung fest und schon mit den geradlinigen
Umrissen und breiten Formen, welche auf einen entfernten
Einfluss des gothischen Styles hindeuten, die Arbeit wird
daher etwa gegen die Mitte des Jahrhunderts ausgeführt seinwß).
3') Abbildungen bei Puttrich, II. Abth, Bd. I, und in Kuglens kl.
Sehr. I, 177.
n) Die beabsichtigte und höchst wünschenswerthe Publikation des
bedeutenden Werkes ist unterblieben, und auch ich berichte nur, wie
Kugler Gesch. der Malerei 2. Ausg. I, 150, nach einer schon verblei-
Chenden Erinnerung. Ein anderes kleineres Deckengemälde fand Pas-
Savant in einem Saale des Hospitals zu Gent, der IQQS erbaut ist; es
Stellt Christus und die Jungfrau nebst Engeln dar, und ist von roher,
den Tafelbildern in St. Ursula in Köln ähnlicher Zeichnung. Tüb.
Klmstbl. 1843, Nro. 54.