Liebfrauenkirche
Zll
Halberstadt.
667
in modernen, wenn auch mit Hülfe von Durchzeichnungen
gefertigten Nachbildungen besitzen. Die Chornische war
vollständig ausgemalt; in der Irlalbkuppel die Jungfrau mit
dem Kinde thronerld zwischen je drei Heiligen; darunter
zwischen und neben den drei rundbogigen Fenstern vier
Heilige. Alle diese Figuren hatten jedoch mehrfache, auf
einander gelegte Uebermalungen, die letzte noch im fünf-
Zehnten Jahrhundert, erhalten, während nur die darunter
befindlichen vier Rundbilder, historischen, aber nicht mehr
erkennbaren Inhalts, unberührt geblieben waren. In den
übrigen Theilen der Kirche waren die Gemälde nur zwi-
Scheu den Oberlichtenl angebracht und zwar, wie sich aus
der Verbindung des Rankenornamentes mit dem an den
Gewölben ergab, erst nachdem diese statt der bisherigen
Holzdecken eingefügt waren, was wahrscheinlich von 1274
bis 1284 geschah, da damals, wie Ablassbriefe dieser Zeit
ergeben, ein bedeutender Bau stattfand. Auf einem unter
den Fenstern fortlaufenden, mit romanischem Blattwerk
verzierten Bande stehen zwischen den auf die Ecke der
Fenster und als Einfassung derselben gemalten Säulen ein-
zelne Gestalten, im Langhause die kleinen, im Vorchore
die vier grossen Propheten. Der Beschauer gelangte also
Zwischen den Sehern, welche die Jungfrau vorherverkün-
(ligten, zu ihrer Herrlichkeit, welche von christlichen Hei-
ligen gefeiert wird. Von der Regel, stets eine einzelne,
ganze Figur zu geben, machen nur die westlichsten Fen-
Sterpfeiler eine Ausnahme, indem hier je zwei Halbiiguren
über einander stehen, und zwar Salomon über der Königin
des Morgenlandes (Regina Austriae), David über einer
Weiblichen, nur durch ihre Locken geschmückten Gestalt,
Welche die Inschrift als Ecclesia bezeichnet. Die Beziehung
auf die Jungfrau ist freilich bei der Königin von Saba
nicht so klar als bei der von dem Sänger der Psalmen