Methler
in
Westphalen.
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ausfüllt, die Jungfrau, die mit prachtvollem Purpurgewande
bekleidet die offenen Hände erschrocken oder in demü-
thiger Abwehr vorstreckt, sind gelungene Gestalten; St.
Johannes der Evangelist, mit edler Gesichtslinie, grossen,
dunklen Augen, hochgeschwungenerl Brauen und fliegenden
Locken, ist eine wirklich überraschende Conceptiou. Uebri-
gens waren auch die Gewölbgurten, Gesimse und Fenster-
eixrfassungen und die untere Arcatrlr bemalt, die Nimben
mit ihren Mustern in "dem weichen Stuck vertieft einge-
drückt, sie sowie die Diademe, Säume und Verzierungen
der Gewänder reich vergoldet, so dass man über die Pracht
dieser Ausstattung einer blossen Dorfkirche im hohen Grade
erstaunen muss. Die Kirche selbst stammt erst aus dem
zweiten Viertel des dreizehnten Jahrhunderts, die Malereien
werden daher um die Mitte desselben ausgeführt sein.
Dem künstlerischen Werthe nach untergeordnet, aber
seines Inhaltes wegen merkwürdig, ist ein grosses, aus
der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts stammendes Wandge-
mälde im Nordarme des westlichen Kreuzschilfes des Domes
zu Münster k). Es hat nämlich mehr eine politische als
religiöse Bedeutung, indem es die Unterwerfung der Friesen
unter die Landeshoheit des Bischofs von Münster, der hier
durch den h..Paulus als Patron des Domstiftes repräsentirt
wird, darstellt, und ist durch das Kostüm der darauf ab-
gebildeten friesischen Landleute und durch die Gegenstände,
welche sie als Tribut darbringeu, interessant.
Ausserdem finden sich noch in vielen Kirchen West-
phalens, selbst in übrigens schmucklosen Dorfkirchen 395),
grössere oder geringere malerische Ueberreste, welche,
Obgleich meistens nur von handwerksmässiger Ausführung,
Vgl. Kunstblatt 1843, S. 123.
Die Aufzählung bei Lübke a.
333.