Rheinlande.
Westphaleu.
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schlichter, aber sehr edler Haltung, mit geradliniger Ge-
wandung, an den Mänteln noch mit ziemlich gehäuften
Falten. Sie werden bald nach der Beendigung der Kapelle
selbst im Jahre 1227 ausgeführt sein. Auch St. Cuni-
bert war ganz übermalt; die noch erhaltenen überlebens-
grossen statuarischen Gestalten mehrerer Heiligen im reichen
bischöflichen Ornat zeigen eine feste Zeichnung mit freiem
lebendigen Faltenwurf und gehören etvra der Zeit um 1270
an. Zu den Wandmalereien dürfen wir auch die zehn auf
einzelne Schiefertafeln gemalten Apostel in St. Ursula zu
Köln rechnen, welche zufolge der auf einer derselben be-
findlichen Inschrift im Jahre 1224 ausgeführt sind und
höchst wahrscheinlich zur Bekleidung der Brüstung des
Orgelchores, mithin zu architektonischer Verwendung be-
stimmt waren. Die Köpfe sind später übermalt, die Ver-
hältnisse der Figuren breit und kurz, die Gewandung aber,
wie immer nur colorirte Zeichnung ohne Schatten, ist
ziemlich stylvoll und würdig. Ausscrhalb Köln sind nur
in St. Castor zu Coblenz eine Verkündigung und meh-
rere Köpfe, in roherer Zeichnung aber mit weiss aufge-
setzten Lichtern, im Dome zu Worms mehrere Figuren,
darunter eine Madonna von kolossaler Grösse, erhalten.
Nächst den Rheinlanden hat Westphalen die bedeu-
tendsten Wandgemälde aufzuweisen sämmtlich erst in
neuester Zeit aufgedeckt. Die ältesten derselben scheinen
die im Chore und in den Seitennischen des Patroklus-
Münsters in Soest zu sein; sie werden als überaus
grossartig, dem Mosaikentypus entsprechend geschildert und
gehören ohne Zweifel noch dem zwölften Jahrhundert an.
s) Vgl. W. Liibke, die mittelalterliche Kunst in Westphalen,
Leipzig 1853, S. 321 H. Der Verfasser selbst hat durch die Entde-
ckung mehrerer dieser Wandgemälde die Reihe der späteren Nachfor-
schungen eröffnet.