Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

Rheinlande. 
Westphaleu. 
661 
schlichter, aber sehr edler Haltung, mit geradliniger Ge- 
wandung, an den Mänteln noch mit ziemlich gehäuften 
Falten. Sie werden bald nach der Beendigung der Kapelle 
selbst im Jahre 1227 ausgeführt sein. Auch St. Cuni- 
bert war ganz übermalt; die noch erhaltenen überlebens- 
grossen statuarischen Gestalten mehrerer Heiligen im reichen 
bischöflichen Ornat zeigen eine feste Zeichnung mit freiem 
lebendigen Faltenwurf und gehören etvra der Zeit um 1270 
an. Zu den Wandmalereien dürfen wir auch die zehn auf 
einzelne Schiefertafeln gemalten Apostel in St. Ursula zu 
Köln rechnen, welche zufolge der auf einer derselben be- 
findlichen Inschrift im Jahre 1224 ausgeführt sind und 
höchst wahrscheinlich zur Bekleidung der Brüstung des 
Orgelchores, mithin zu architektonischer Verwendung be- 
stimmt waren. Die Köpfe sind später übermalt, die Ver- 
hältnisse der Figuren breit und kurz, die Gewandung aber, 
wie immer nur colorirte Zeichnung ohne Schatten, ist 
ziemlich stylvoll und würdig. Ausscrhalb Köln sind nur 
in St. Castor zu Coblenz eine Verkündigung und meh- 
rere Köpfe, in roherer Zeichnung aber mit weiss aufge- 
setzten Lichtern, im Dome zu Worms mehrere Figuren, 
darunter eine Madonna von kolossaler Grösse, erhalten. 
Nächst den Rheinlanden hat Westphalen die bedeu- 
tendsten Wandgemälde aufzuweisen  sämmtlich erst in 
neuester Zeit aufgedeckt. Die ältesten derselben scheinen 
die im Chore und in den Seitennischen des Patroklus- 
Münsters in Soest zu sein; sie werden als überaus 
grossartig, dem Mosaikentypus entsprechend geschildert und 
gehören ohne Zweifel noch dem zwölften Jahrhundert an. 
s) Vgl. W. Liibke, die mittelalterliche Kunst in Westphalen, 
Leipzig 1853, S. 321 H. Der Verfasser selbst hat durch die Entde- 
ckung mehrerer dieser Wandgemälde die Reihe der späteren Nachfor- 
schungen eröffnet.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.